laut.de-Kritik

Get Well Soon u.a. covern die Hamburger.

Review von

Im April 2010 brachten die Hundreds aus Hamburg mit ihrem Debüt ein erstes Ausrufezeichen auf den Markt. Nun haben zehn verschiedene Acts ein Cover-/Remix-Album mit neugeordneter, vielseitiger Tracklist zusammengestellt. Über die Daseinsberechtigung eines derartigen Projektes nach nur einer Studioplatte kann man sich sicherlich streiten. Doch angesichts des durchgehend hohen Niveaus des selbstbetitelten Erstlings macht die Veröffentlichung von "Variations" durchaus Sinn.

Gerade die Tatsache, dass sich die Künstler in keinem Fall auf elektronische Spielereien beschränken, macht die Platte zu einem eigenständigen und künstlerisch wertvollen Release. Mit der Phon.o-Version von "Happy Virus", dem Styrofoam-Remix von "Grab The Sunset" und Touchy Mobs "Solace" findet man gerade mal drei reine Remixe, die sich jedoch weit von den Originalen entfernen. Dem gegenüber stehen sieben Cover, bei denen sich die Künstler den Tracks aus verschiedensten Richtungen annähern und auf klassische Folk- und Singer/Songwriter-typische Instrumentals zurückgreifen.

Was das Geschwisterduo auf seinem Debüt 2010 in liebevolle Arrangements und detailverliebte Elektro-Szenarien verpackte, lassen die bunt gemischten Artists nun komplett neu aufblühen. Dass jede einzelne Refrainmelodie auch im ganz neuen Gewand funktioniert, untermauert noch einmal das hohe Songwriting-Niveau, auf dem sich die Hamburger bewegen.

Auf "Hundreds" stattete die Familienband ihre Stücke zumeist mit einer steil bergauf gerichteten Spannungskurve aus, die vom zarten Einstieg bis hin zum kraftvollen Finale reichte. An dieses Konzept knüpfen auch die meisten Künstler auf "Variations" an und lassen die sanfte Grundstimmung ihrer Remakes mal in breite Folk-Rock-Wände ("I Love My Harbour"), mal in Club-Beats à la Max Cooper ("Solace") oder auch in Soundtrack-artige Gewitter ("Let's Write The Streets") ausufern.

Monta, bürgerlich Tobias Kuhn, produzierte bereits das im August erschienene Thees Uhlmann-Album und trägt als Gitarrist sowohl auf dem Debüt als auch auf der Bühne seinen Teil zum rockigen Sound des Tomte-Sängers bei. Als Solokünstler fühlt er sich auch auf dem vorliegenden Cover zu weitaus ruhigeren und zurückhaltenderen Klängen berufen. Der ursprünglich flottesten und leichtfüßigsten Hundreds-Nummer "Song For A Sailor" huldigt er mit einer stark gebremsten, schwerfälligen Version, die abgesehen vom finalen Aufbäumen nur auf Kuhns Stimme, einen summenden Chor und eine leicht verzerrte E-Gitarre aufbaut und dennoch eine wohlig warme Stimmung entfacht.

Das Berliner Trio Bodi Bill sticht mit seinem Beitrag aus der Fülle gelungener Coverversionen deutlich heraus. Die drei Künstler verwandeln das bedächtige "Machine" in eine glasklare Elektropop-Version und verpacken die traumhaft poppigen Harmonien und Melodien in ein stark unterkühltes Ambiente. Zudem liefern sie einen der wenigen tanzbaren Beats auf "Variations", über dem reduzierte Synthies auf flirrende Background-Kopfstimmen und Fabian Fenks weichen Gesang treffen.

Durchhänger oder gar Ausfälle sucht man auf dieser stilistisch breit gefächerten Sammlung vergeblich. Jeder der zehn Interpreten drückt dem jeweiligen Track trotz allem Respekt seinen ganz eigenen Stempel auf. Wer so aufregende Songs schreibt wie die Geschwister Eva und Philipp Milner, darf diese also auch gerne gleich im Anfangsstadium seiner Karriere für ein Tribute-Album zur Verfügung stellen.

Trackliste

  1. 1. I Love My Harbour (Small Panthers)
  2. 2. Fighter (Rue Royale)
  3. 3. Song For A Sailor (Monta)
  4. 4. Machine (Bodi Bill)
  5. 5. Wait For My Raccoon (Sheahan Drive)
  6. 6. Happy Virus (Phon.o)
  7. 7. Grab The Sunset (Styrofoam)
  8. 8. Little Heart (Einar Stray)
  9. 9. Let's Write The Streets (Get Well Soon)
  10. 10. Solace (Touchy Mob)

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