laut.de-Kritik
Blau, blau, blau blühen die 80s-Synths.
Review von Markus BrandstetterAuch bei ihrem dritten Album unter dem Namen Iamamiwhoami dreht sich für die schwedische Singer/Songwriterin Jonna Lee und ihren Produzenten Claes Björklund wieder alles ums Audiovisuelle. Führten einen die Vorgängeralben "Kin" und "Bounty" aber noch durch deutlich abstraktere und zum Teil dunklere Gefilde, ist "Blue" ein atmosphärisches und in erster Linie eingängiges Synth-Pop-Abenteuer.
Die Kurzfilme zu jedem Song, von der Band als "episodes" bezeichnet, spielen auch hier wieder eine gewichtige Rolle, zusätzlich zu CD (bzw. in Deutschland bis dato nur Download) und DVD hat man auch einen limitierten Bildband veröffentlicht. Was hier zu sehen ist, verrät der Albumtitel: Wasser und Eis, Wellen und Meer, Glas und Kristall, Leuchttürme und Kälte. Lees Stimme wahrt sich eine gewisse Distanziertheit, die durchwachsene Mystik der vergangenen Alben hat aber weitgehend einem offensichtlichen Willen zum Pop Platz gemacht.
"Blue" kommt durchaus tanzbar daher – und beruft sich dabei gerne und oft auf die elektroakustische Ästhetik der 1980er Jahre. Synth-Arpeggios, Beats, Hall auf der Stimme – Iamamiwhoami setzen auf Dream-Pop, auf Stimmungsmusik, die aufgrund des visuellen Konzepts gar nicht immer auf Höhepunkte, große Refrains und Strukturen zusteuern muss. "Blue" tanzt auf Eisschollen und geht in Gezeitenwellen unter, friert und taut wieder auf, ist weit und kühl, oft abstrakt, manchmal kryptisch - aber immer auf eine unaufdringliche Art anschmiegsam.
Vor allem in Kombination mit dem Visuellen funktioniert das alles ganz wunderbar. Davon kann man sich – auch wenn man die DVD nicht besitzt – auf dem offiziellen YouTube-Kanal der Band überzeugen. Dort gibt es alle Episoden zu sehen. Und ohne die visuelle Komponente? Auch ohne die funktioniert "Blue" immer noch als cineastischer Dream-Pop, der auch starke Bilder evoziert.
2 Kommentare
Sie heißt Jonna Lee, nicht Joana.
Die ersten Alben waren ganz eindeutig besser. Viel authentischer und kreativer. Besonders die Bounty-Era sollte man sich reinziehen.
Auch wenn der Rezensierende das Album in Gesamtheit ziemlich gut findet, hätte ich mir die Erwähnung einiger Highlights gewünscht.
Für mich sind es "Blue Blue" und "Chasing Kites"