laut.de-Kritik
Zwischen Deep Purple und Black Sabbath: Ein Unfall, der heute als Kleinod gilt.
Review von Ulf KubankeTony Iommi und Ian Gillan - zwei stets offenherzige Musiker, die es schwer hatten und haben, stabile künstlerische Partnerschaften aufrechtzuerhalten: Als 1983 der Blut'ge Sabbath mit der tief violetten Charakterstimme verschmolz und "Born Again" erschuf, waren nicht wenige Fans beider Bands gleichermaßen irritiert. Heute gilt der 'Ausrutscher' zu Recht als unterschätztes Kleinod in beider Männer Diskografie.
All diese Argumente schreien: 'Mehr davon!'. Endlich ist es soweit. Doch Vorsicht: "WhoCares" ist kein Doppelalbum mit frischen Kompositionen. Verschüttete B-Seiten, untergegangene Bonussongs, Demo-Versionen, Liveklopper und ein paar erstmals präsentierte Stücke warten auf ihre Entdeckung. Einmal querbeet durch das schnittmengenreiche Black Sabbath vs Deep Purple-Paralleluniversum samt Gillan Glover Group, His Rockness Glenn Hughes und dem stets wundervollen Dio. Dazu ein löblicher Benefiztouch. Klingt alles hervorragend.
Gleichwohl: Mit den beiden Metal-Ikonen ist es nicht selten wie mit einer Pralinenschachtel. Man ahnt schon im Vorfeld, dass dort neben den bevorzugten Favoriten auch Dinge angeboten werden, die man so oft nicht konsumieren möchte. Entsprechend schwankt die Qualität der insgesamt 18 Tracks auf zwei CDs: Von überflüssig bis anmutig und zwischen allen Stühlen.
Ein vor Rockismus-Klischees strotzendes Lied wie der hervorgehobene 'Rare Track' "Let It Down Easy" bleibt - trotz zugestandenem Partypotential und kreischendem Glenn - weiterhin ein seltener Gast im Player. Gillans gelegentliches Missverständnis, nahezu schlagerhaft arrangierte AOR-Stücke wie "Hole In My Vest" stünden ihm gut zu Gesicht, macht es nicht einfacher, die Finger von der Skiptaste zu nehmen. Und nöliger Weiße-Jungs-bringens-nicht-Boogie der Marke "Can I Gett A Witness" ist dem Schöpfer des sinistren "Child In Time" auch nicht gerade ein Ruhmesblatt. Lang und weilig.
Zum Glück gibt die Goldader trotzde, genug wirklich tolle Nuggets her. "Out Of My Mind" (2011) klingt ein wenig, als würde Sir Ian einen Heaven-Track singen. Daneben ist der Song Jon Lords letzte offizielle VÖ zu Lebzeiten. Vom kleinen Keyboard-Teppich zum Epitaph. Dem epischen "Holy Water" tut das bisschen orientalischer Wüstensand im Songgetriebe hörbar gut. Gillan steht Iommis misanthropisch geschwungene Axt in "Made In Japan" ebenfalls gut.
Ein besonderes Augenmerrk verdient der von Medien wie Fanbase zu oft sträflich unterschätzte Teilzeitkraft-BS-Shouter Tony Martin mit der Klang gewordenen Dunkelheit "Anno Mundi". Seine besten Sabbath Alben - "Tyr"und "Headless Cross" - bieten schick okkulten Dino-Doom, dem man die typische 80er-Produktion kaum anhört.
Der absolute Höhepunkt gehört indes dem DP-Sänger. Seiner akustischen Livevariation des schönen "When A Blind Man Cries" ist einfach nichts hinzuzufügen.
3 Kommentare
Die Born Again war irgendwie anders, aber sie hatte etwas.
Das Titelstück, Disturbing the Priest und das fette Zero the Hero. Cool.
Selten ein Album mit so passendem Titel gesehen.
"Als 1983 der Blut'ge Sabbath mit der tief violetten Charakterstimme verschmolz"
Oh Mann...