laut.de-Kritik

Wenn der Koch die Suppe versalzt.

Review von

Vier Jahre lang hat sich der Mainzer Produzent Ian Pooley Zeit gelassen. Vier Jahre sind seinem letzten Longplayer "Since Then" ins Land gegangen. Vier Jahre, in denen sich Pooley von seiner Plattenfirma V2 trennte, um zu Ministry Of Sound zu wechseln. Treu geblieben ist er hingegen seiner Vorliebe für lateinamerikanische Rhythmen, wie der Remix von Monika Kruses Hit "Latin Lovers" jüngst andeutete. Sein Album "Souvenirs" lässt keinen Zweifel daran aufkommen, dass sich Pooley immer noch auf deepen Latin-Pop-House versteht.

"Souvenirs" setzt damit eine Entwicklungslinie konsequent fort, die Ian Pinnekamp, wie Pooleys bürgerliches Alter Ego heißt, spätestens mit "Since Then" eingeschlagen hat, und die ihn seitdem zu einem der gefragtesten Remixer und Produzenten auf dem internationalen Parkett werden ließ. Mousse T. gehört wohl zu den wenigen, die ihm hierzulande das Wasser reichen können, vergleicht man die illustre Liste der Remixauftraggeber. Warum Pooley so hoch im Kurs steht, zeigt er auf "Souvenirs".

Der aktuelle Longplayer weist den Mainzer als feinsinnigen Arrangeur von Sounds aus; eine Schlüsselqualifikation, will man es zu was bringen in der Produzentenszene. Wie der Koch über Gewürze und Geschmack seiner Kreationen herrscht, so ist der Produzent Meister über Sounds und Grooves. Die dürfen anno 2004 auch gerne live eingespielt sein. Dazu hat Pooley gleich ein ganzes Heer an Gastmusikern ins Studio geladen, vom brasilianischen Bossa Nova-Komponisten Marcos Valle über das Multitalent Terry Callier bis zu den beiden zuckersüßen Sängerinnen Rosanna und Zélia.

Zusammen gehalten werden die unterschiedlichen Künstlerpersönlichkeiten durch den großen Arrangeur Pooley. Der stülpt ein zartes Latino-House-Gewand über die meisten der zwölf Songs und tut ihnen damit leider gar keinen Gefallen. Zwar sind die Songs exzellent in Szene gesetzt, Charakter haben sie deswegen aber noch lange nicht. Viel Beliebigkeit fährt Herr Pooley mit "Souvenirs" auf und macht damit nur einen kurzen Zwischenstop im Gehörgang. Als Koch hätte er seine Suppe versalzen.

Trackliste

  1. 1. Intro
  2. 2. Hotel Boogie (feat. Terry Callier)
  3. 3. All About You (feat. Tami Bokay)
  4. 4. Heaven (feat. Jade and Danielle)
  5. 5. Stonyridge Terrace
  6. 6. Sentimento (feat. Marcos Valle)
  7. 7. Bony Batucada
  8. 8. Me Leve (feat. Rosanna & Zelia)
  9. 9. Samo Illuzija
  10. 10. Here We Go (New Version)
  11. 11. Distant Love (feat. Jade & Danielle)
  12. 12. Insel Passage

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