laut.de-Kritik
Repräsentativer Querschnitt mit allen Höhen und Tiefen seiner Karriere.
Review von Stefan JohannesbergEndlich darf ich Ice Cube, den Held meiner Hip Hop-Jugend per Review würdigen. Zum Glück handelt es sich nicht um ein mittelmäßiges Album wie seine letzten zwei "War And Peace"-Scheiben, sondern um die allseits beliebten Greatest Hits. Mit denen kann man auch bei Ice Cube nichts verkehrt machen. Zwar fehlt ihm bzw. seinen Songs ein gewisser Dr. Dre-Mass Appeal, er strahlt auch selbst kein Superstarcharisma wie 2Pac aus und ist bei weitem nicht so eloquent wie ein Snoop Dogg, aber seinen Platz in der Rap Hall Of Fame hat der Kalifornier sicher.
Das liegt natürlich auch an seiner Zeit bei der einzig wahren Gangsterrapcrew NWA. Tracks aus dieser Phase sind hier aber nicht vertreten, nur die sieben Soloalben und das Westside Connection-Debut mit Mack 10 und WC findet Beachtung. Nach anfänglichen Schwierigkeiten mit dieser Songauswahl muss ich jedoch zugeben, dass die "Greatest Hits" einen repräsentativen Querschnitt mit allen Höhen und Tiefen seiner Karriere darstellt.
Natürlich werden den Die-Hard-Fans bei einer solchen Zusammenstellung immer der eine oder andere Kracher fehlen. Mir ist zum Beispiel völlig unklar, wieso das legendäre "Wicked" vom 92er "Predator"-Album fehlt. Aber egal, widmen wir uns den gewählten Stücken. Da wären zum einen die ersten Solostücke "Steady Mobbin'", "My Summer Vacation" und "Once Upon A Time in The Projects", die aus einer Zeit (90/91) stammen, als der noch junge, hungrige Cube gnadenlos gegen "Amerikkka" wettert und sich selbst zum personifizierten Ghettobösewicht hochstilisiert ("The Nigga Ya Love To Hate").
Etwas ruhiger geht es in den Jahren 92/93 zu. Die ehemalige Wildheit ist tieferen Gedanken und einer Menge bouncender George Clinton-Funkyness gewichen. "It Was A Good Day" und "You Know How We Do It" gehören zum Auto wie der Auspuff. Der smoothe G-Funk erinnert an seinen zur der Zeit angesagten Ex-NWA-Kumpel Dre. Im Gegensatz zum Doktor strahlen die beiden Songs kein Eitel und Sonnenschein-Feeling aus, sondern sind eher melancholische Straßenpoesie. Seine Funk-Phase repräsentieren "Bop Gun" und die sehr erfolgreiche Single "Check Yo Self". So viel zur glorreichen Vergangenheit.
Kommen wir nun in die etwas magere Gegenwart, die ab 1996 von akuter kreativer Blutarmut gekennzeichnet ist. Vorbei die Zeiten als ein Tim Dogg aus New York noch tönte "The Only Dope Rapper You (the Westcoast) have Is Ice Cube". Seit der Westside Connection, hier vertreten mit dem noch ganz guten "Bow Down", konzentrierte sich Ice Cube mehr auf die Schauspielerei, denn den neuen Rap-Cats konnte oder wollte er nicht mehr folgen. Von Cypress Hill bekam er Schläge, und Common vernichtete ihn in einem Battle. Auch die geplante NWA-Reunion wurde erst mal auf Eis gelegt. So können halbherzige Songs wie "Pushin' Weight" oder "You Can Do It" auch nicht gegen die alten Klassiker bestehen.
Aber am Ende erscheint dann doch noch überraschenderweise ein Licht am Horizont, das Cube eine rosige Zukunft bescheren könnte. Zwei neue Songs veredeln die "GH". Über den Rockwilder-Track "100 Dollar Bill Ya'll lässt sich weder positives noch sonderlich viel Negatives sagen, aber die "Late Night Show", kongenial in Szene gesetzt von den Neptunes, zeigt ihn wieder von seiner besten Seite. Kompromisslose Raps und ein aggressiver Flow lassen das Lied zum Ereignis werden, so sollte Ice Cube in Zukunft immer klingen, dann wirds auch noch was mit dem Verbleib im Rapgame. Wenn er das denn überhaupt noch will.
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