laut.de-Kritik
Echte Highlights an der Leadgitarre.
Review von Manuel BergerWer hätte gedacht, dass In Flames nochmal ein Album machen, das alte Fans tatsächlich zurückholen könnte? Ein paar Ausreißer klatschen die Melo-Death-Ikonen zwar auch auf "I, The Mask". Insgesamt aber präsentieren sie sich härter, riffiger und lebendiger als zuletzt – mit einigen echten Highlights an der Leadgitarre. Album Nummer 13 steht deutlich näher an "Sounds Of A Playground Fading" als an "Battles" und "Siren Charms" und das ist gut so.
Der Opener "Voices" schlägt in dieselbe Kerbe wie die Single "I Am Above", die schon vorab auf großen Zuspruch im Fanlager stieß, legt aber insgesamt noch eine Schippe Qualität drauf. Das Hauptriff zündet sofort und während die Haare kreisen, keift Anders Fridén aggressiv ins Mikro. Den Refrain gestalten In Flames poppiger, wohl wissend, auf Festivalbühnen als Headliner inzwischen zehntausende Kehlen befeuern zu müssen.
In den besten Momenten der Platte wechselt Fridén flüssig von Shouts zu süßlichen, aber nicht überkitschigen Hooks. "Voices" zählt hier ebenso zu den Highlights wie der von Doublebass durchzogene Titeltrack und "Burn". "I Am Above" fährt eine lässigen Bridge auf, in der Fridén die Catchphrase herrlich zupackend auswürgt. Übers Ziel hinaus schießt der Sänger allerdings bei "Call My Name" und "Deep Inside". Vocals und Instrumental scheinen hier verschiedenen Zielen nachzujagen, was in zerfahrenen Melodien endet.
So geht es weiter: Bei "(This Is Our) House", "We Will Remember" und "In This Life" rücken In Flames näher an Alternative Rock als an Metal und Fridén verabschiedet sich in Stimmregionen, die er nur mühsam erreicht. Weil er trotzdem allerlei Schnörkel in seine Lines einbaut, anstatt sich auf stringente Melodien zu konzentrieren, gleicht besonders "(This Is Our) House" einem aus schlecht zusammengesetzten Puzzle. In der Halbballade "Follow Me" packt Fridén dafür die vielleicht beste Melodielinie des Albums aus, simpel, eingängig, aber keineswegs platt oder vorhersehbar. Björn Gelotte agiert auf einem Akustikpattern, seine Distortion-Parts bleiben basisch und akkordgetrieben, was Fridén viel Raum zur Entfaltung bietet.
Im melancholischen Finale "Stay With Me" webt Gelotte das Leitmotiv erneut auf der Akustikgitarre in Arpeggios ein, bevor es Screams und Metalgitarre zusätzlich pushen. So müssen moderne In Flames-Stücke klingen. Dass die Band ausgerechnet diese Nummer am Ende ausfadet, dämpft die Euphorie leider ein wenig. Dennoch überwiegen auf "I, The Mask" die starken Momente. Arrangements und Sound sind handwerklich erneut erstklassig und einige Songs könnten sich als moderne Klassiker in der Diskographie der Schweden etablieren.
3 Kommentare mit 6 Antworten
Ein IF Album mit einigen GUTEN Songs. Nach langer Zeit. Die Gesangslinien von Friden sind teilweise sowas von kotzpoppig... dass man leicht würgen könnte.
Leider immer noch kein Vergleich zu früheren Glanztaten.
Wie soll man modernen Metal auch mit Melodic Death Metal vergleichen? Muss man immer zwanghaft alles vergleichen? Die alten Alben lösen sich doch nicht in Luft auf, auch wenn manch einer öfters mal so tut.
Säufz. Es geht doch offensichtlich um die Qualität des Songwritings, nicht um Genres.
Die Dichotomie böser Vers/cleaner Chorus wird freilich weiter betrieben, als wärs noch 2005.
Natürlich lösen sich die alten Alben nicht in Luft auf. Aber ihre Überlegenheit in punkto Originalität stellt den gegenwärtigen Output eben in ein schlechtes Licht.
Ich kapier auch nicht, wie man das immer verwechseln kann...
Durchschnittlicher Melodic Death ist weiterhin besser als schlechter Pop Metal. Es gibt auch guten Pop Metal und enorm beschissenen Melodic Death.
Die letzte für mich hörbare Scheibe von denen war Come Clarity...
Die Scheibe hat für mich damals den Wendepunkt markiert. STYE fand ich noch sehr fresh.
Für mich war Come Clarity auch die letzte gute Scheibe. Gönne IF aber auch irgendwie ihren heutigen Rock am Ring Headliner Status, sollen es genießen. Ich bin raus, aber das wird die band sicherlich nicht stören...
Nach der sagenhaft langweiligen Battles tatsächlich ein Aufwärtstrend.
So siehts aus!