laut.de-Kritik
Fulminanter Live-Auftritt, der in die Geschichtsbücher einging.
Review von Daniel StraubDer 20. August 1972 nimmt in der Geschichte der Afro-Amerikaner einen ganz besonderen Stellenwert ein, gab es an diesem Tag doch gleich zwei gute Gründe, mit Stolz auf die schwarze Tradition zu blicken. Zum einen feierten an jenem Hochsommertag in LA rund 100.000 überwiegend schwarze Amerikaner ihr Woodstock mit Auftritten von Rufus Thomas, Jimmy Jones, Eddie Floyd und vielen mehr. Zum anderen stand Isaac Hayes, der Black Moses, vor einer enthusiastischen Menge auf der Bühne und beging seinen 30. Geburtstag mit einem fulminanten Live-Auftritt, der in die Geschichtsbücher Eingang fand. Nun, mit 30-jähriger Verspätung schließt ZYX diese Lücke und macht den kompletten Auftritt von Hayes den Fans zugänglich.
Man kann die spannungsgeladene Atmosphäre förmlich mit Händen greifen, wenn der Bürgerrechtler Reverend Jessie Jackson den 'Black Moses' mit den Worten ankündigt: "The Brother that all of us have been waiting for...I say Hayes...Yeah, yeah, yeah, yeah!" und im Hintergrund schon die ersten Töne von Hayes weltbekanntem "Theme From Shaft" erklingen und im grenzenlosen Jubel beinahe untergehen. Dass Wattstax nicht nur ein Liebe-Kiffen-Musik-Festival à la Woodstock war, wird schnell deutlich. Mit ernstem Understatement und einer den ganzen Gig hindurch präsenten Spiritualität begeistert Hayes seine Zuhörer. Er schreckt auch nicht davor zurück, mit sozialkritischen Stücken wie "Soulsville" die Stimme deutlich für die Anliegen der 'Black Community' zu erheben, was selbst Jahre nach dem Civil Rights Movement noch alles andere als eine Selbstverständlichkeit war.
Mit zu den Highlights der Platte zählt sicherlich die zerbrechliche Interpretation des Jackson 5 Klassikers "Never Can Say Goodbye", bei der Hayes Band "The Movement" sich von ihrem charismatischen Frontmann emanzipiert und dem Song eine emotionale Tiefe verleiht, die einem die Nackenhaare aufstellt. Geschlagen wird "Never Can Say Goodbye" einzig durch das 17-minütige Cover des Bill Withers Song "Ain't No Sunshine", in den Isaac Hayes & The Movement einige Tackte von Ray Charles "Lonely Avenue" integrieren. Sydney Kirks angefunktes Piano trägt das Stück in den ersten Minuten und stellt dabei sogar Hayes soulige Stimme in den Hintergrund. Der lässt sich das nur kurz gefallen und übernimmt mit seinem Saxophon im Mittelteil wieder die Regie, bevor Background-Vocals und Congas den Track seinem Ende entgegen tragen.
Jessie Jackson beschließt das Konzert mit einem intensiven politischen Gebet, das die Errungenschaften des Civil Rights Movement noch einmal ins Gedächtnis ruft und die schwarze Gemeinde zum weiteren Kampf für Gleichberechtigung auffordert.
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