laut.de-Kritik
Latte Macchiato-House zum Abgewöhnen.
Review von Daniel StraubKopfschütteln stellt sich ein, wenn man das neue Isolée-Album "Well Spent Youth" in den CD-Player einlegt. Und zwar schon nach wenigen Stücken. So lautet die traurige aber leider doch unvermeidbare Erkenntnis. Von der sexy Eleganz, die Rajko Müller einstmals auf die Tanzfläche gezaubert hat, ist 2011 nicht viel geblieben.
Stattdessen macht sich gähnende Langeweile auf "Well Spent Youth" breit. Die Mehrzahl der Tracks dümpelt weitgehend belanglos und ohne erkennbaren Charakter dahin. Ein enttäuschendes Album von einem, der vor zehn Jahren vollkommen zurecht als Heilsbringer des House gepriesen wurde.
Mit dem unwiderstehlich und geheimnisvoll drückenden "Beau Mot Plage" zauberten Isolée 1998 einen Track auf den Floor, der sofort den Status eines Klassikers einnahm. Von diesen Stärken erkennt man auf "Well Spent Youth" nur noch ganz entfernte Ansätze. Das an sich wäre nicht schlimm, sondern vielmehr Ausdruck einer künstlerischen Entwicklung. Allerdings gelingt es Müller nicht, die entstandenen Lücken überzeugend zu füllen.
Die Spannung, das Ätherische, das nicht Fassbare in den Tracks von Isolée hat sich weitgehend aufgelöst. Geblieben sind schlichte Loops, die früher allenfalls als Skizzen und Entwürfe durchgegangen wären, aber niemals als Tracks Eingang in ein Album gefunden hätten.
Der Longplayer bleibt größtenteils unfertiges Stückwerk. Mehr als zwei Drittel von "Well Spent Youth" schleppen sich mühsam dahin: minimalistischer Latte Macchiato-House zum Abgewöhnen, der einzig vom großen Namen Isolée lebt.
Erst ganz zum Ende hin bekommt der Longplayer mit "Transmission" und "In Our Country" ein bisschen Biss, befreit sich von der zuvor in aller Ausführlichkeit ausgebreiteten Langeweile. Dennoch bleibt fraglich, warum sich DJ Koze "Well Spent Youth" für sein Label Pampa Records gesichert hat. Vielleicht eine Art von ABM für jemanden, der es eigentlich viel besser kann.
1 Kommentar
toll, haben die laut.de user das rating noch berichtigt...zwei sterne hat dieses album nun wirklich nicht verdient!
bei einer solch reduziert gehaltenen platte sind es gerade die unauffälligen sounds, die für die intensität sorgen.
der song "taktell" ist meiner ansicht nach die grosse perle des albums: selten war eine derart uneingängige melodie so eingängig wie hier.