laut.de-Kritik
Passt vorzüglich in die Neo Soul-Schublade.
Review von Dani FrommWenn die hinter "Divorcing Neo 2 Marry Soul" stehende Absicht wirklich war, das ungeliebte Neo-Soul-Etikett loszuwerden, dann ist das gründlich missglückt. Wie konstruiert diese Schublade auch immer sein mag, Jaguar Wright passt gut hinein.
Im Gegensatz zu ihrem Debüt verzichtet sie für ihr zweites Album auf die Schützenhilfe der Roots. Jaguar Wright kann es auch alleine: Bis auf "Flower" und "Woman 2 Woman" schrieb sie sämtliche Songs auf "Divorcong Neo 2 Marry Soul" selbst. Sie zeigt dabei erhebliches Songwriter-Talent. Die Melodien sind auf ihre Stimme gut zugeschnitten, die Texte künden - wie in diesem Genre üblich - von Liebesglück und Liebesleid. Jaguar Wright verkauft ihre Erfahrungen und Gefühle glaubwürdig, wenn auch in "So High" die Erkenntnis "You make me feel so high" nach der x-ten Wiederholung einfach nur nervt. Wir haben verstanden. Ist ja gut!
Als sehr quälend empfand ich des weiteren "Do Your Worst". Schöner Gesang zu an sich angenehmer, ruhiger Pianobegleitung in einer Nummer, die einfach gar nicht in die Gänge kommen will und sich ohne jede Entwicklung, ohne Spannung oder Dramatik über zwölf (!) schier endlose Minuten hinzieht. Nein. Das Ganze zu einem Zeitpunkt, an dem man von der Süßlichkeit des Albums ohnehin schon angegriffen ist. "One More Drink", der im Anschluss an die nicht enden wollende Nummer kredenzt wird, kann man dann tatsächlich gut brauchen. Obwohl nur ein Midtempo-Stück, kommt es einem nach der Tortur "Do Your Worst" nahezu zügig vor; in meinen Ohren einer der besten Songs des Albums.
Überhaupt gefällt mir Jaguar Wright sehr gut, wenn sie nicht in den allerhöchsten Tönen singt. Dann klingt es - wie in "Dear John" - neben den stets mächtigen Basslinien schon mal etwas dünn. In "Let Me Be The One" oder "Told Ya" dagegen verzichtet sie weitgehend auf die Höhenflüge; in etwas tieferer Tonlage entfaltet sich der Facettenreichtum einer ausgezeichneten R'n'B-Stimme. Auch die Interpretation von Shirley Browns "Woman 2 Woman" gelingt so ausgesprochen gut. Das hätte eine Erykah Badu nicht besser hingekriegt.
Mein persönliches Highlight bildet allerdings "Ecstasy", bei dem man beinahe Kool & The Gang um die Ecke grooven hört. Die erste Singleauskopplung "Free" überzeugt ebenfalls, hier mit wunderbarem Piano und einer gut in Szene gesetzten Singstimme.
An der Produktion wurde nicht gespart. Mit Raphael Saddiq, Chucky Thompson und James Poyser mischen schließlich nicht gerade die Unbekanntesten der R'n'B-Szene mit. Das kann man durchgehend hören: Die Basslinien sind an Mächtigkeit schwer zu übertreffen, die Instrumentals wirken insgesamt sehr stimmig. Schade nur, dass so gar keine Überraschungen geboten werden. Sei's drum: Ein weiteres, weitgehend gut hörbares Album fürs Schlafzimmer hat man mit "Divorcing Neo 2 Marry Soul" allemal. Nicht am Stück sondern in kleinen Portionen genossen: durchaus bekömmlich.
1 Kommentar
"Free" ist ein absoluter Burner-Track. Das Album in Gänze leider eher tatsächlich 3/5.
Das ist im übrigen die Lady die Jay-Z durch sein unplugged begleitet!