laut.de-Kritik
Es kommt Schwung in die Bude.
Review von Kai ButterweckJames Morrison hatte es nicht immer leicht. Vor allem als Kind durchlitt der britische Singer/Songwriter harte Zeiten. Sein Vater war Alkoholiker und litt unter Depressionen. Schlechte Stimmung war an der Tagesordnung im Hause Morrison. Mit Hilfe der Musik fand James einen Ausweg aus dem Schlamassel.
Drei Alben ("Undiscovered", "Songs For You, Truths For Me", "The Awakening") benötigte er, um auch die letzten Erinnerungen an verlorene Kindheitsjahre zu verabschieden. Nun präsentiert sich der Brite auf "Higher Than Here" erstmals von den Altlasten befreit. Und siehe da: Schon kommt mehr Schwung in die Bude.
Erster Höhepunkt: "Right Here", ein groovender Gospelritt, der mit Opulenz und einem kraftvollen Refrain glänzt. "Something Right" kommt mit ähnlich viel Schwung um die Ecke, auch wenn hier die eine oder andere Melodie kurz vor dem Eintritt in die Gehörgänge ins Stolpern gerät.
Tanzbarer Neo-Soulpop mit leichten Retroanleihen: James Morrison lässt nicht locker. "Easy Love" entwickelt sich zu einem impulsiven Big Band-Feuerwerk - kurze Abstecher in Rockgefilde inklusive. Und dann wäre da noch der auf den Spuren von John Travolta und Olivia Newton-John wandelnde Discopopper "I Need You Tonight". Auch hier gibt der Sänger den Entfesselten.
Die neu gewonnene Energie steht dem Briten gut zu Gesicht, auch wenn man den den richtig großen Hit vergebens sucht. Zudem gesellen sich zwischen die flotten Nummern wieder schmachtende Downer. Das bluesig angehauchte depressive Drama "Too Late For Lullabies" überzeugt gleichwohl ebenso wenig wie der etwas stoisch marschierende Titeltrack. Einzig das komplett gezupfte "Just Like A Child" bleibt im Ohr.
"Ich will etwas Großes abliefern, keine halben Sachen, es muss richtig gut sein", gab James Morrison vor wenigen Wochen zu Protokoll. Sicher, "Higher Than Here" deutet vieles an - durchgehend zündet der Longplayer aber nicht.
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