laut.de-Kritik
Jamule besitzt viel Talent und wenig Inspiration.
Review von Stefan Mertlik"LSD" steht für "Love, Sex & Dreams". Um Jamules Debütalbum zu umschreiben, eignet sich die Dreifaltigkeit aus "Sex, Drugs & Hip Hop" allerdings besser. Der Rapper beschreibt auf "LSD" einen Lebensstil, der ein einziger Rausch ist: "Mein Kopf ist Karussell, das Leben Achterbahn." Viel mehr gibt es über den Inhalt leider nicht zu sagen. Schade, denn Jamules Talent blitzt unter der dicken Schicht aus Klischees ständig hervor.
Vergangenes Jahr erschien bereits die EP "Ninio" über PA Sports' Label Life Is Pain. "LSD" setzt dort nahtlos an. Die Beats klingen, wie sie heutzutage eben klingen müssen: Xylofon und Flöte, fuck yeah! Dass der 23-Jährige theoretisch mehr könnte, beweist er immer wieder, zieht es dann aber nicht durch. So rappt er in "So Weit Weg" über ein Soul-Sample und in "Ich Hol Dich Ab" über eine dezente E-Gitarre. Leider nur am Schluss der Lieder – komplette Songs mit diesen frischen Elementen traut er sich nicht.
Jamule rappt straight und melodisch. Flows wechselt er innerhalb der Strophen. Den viel gescholtenen Autotune-Effekt nutzt er als Stilmittel, das nur an ausgewählten Stellen zum Einsatz kommt. Jamule hat die erfolgreichsten Rapper der letzten fünf Jahre studiert und sich das Beste von ihnen herausgepickt. Wer Rap ausschließlich über "Modus Mio" bezieht, wird "LSD" für die Krönung halten.
"Ich will doch nur reich sein, weil ich es verdient hab", rappt er in "Bunte Blüten". Der Ruhrpottler bleibt fast durchgängig oberflächlich. Wer er ist, was ihn interessiert und woher er kommt, gibt er nicht preis. Stattdessen zeichnet er ein Bild vom nie still stehenden Ticker mit einer Vorliebe für Frauen, Geld und das schnelle Leben: "Zwei Tage, drei Zeitzonen."
Jamule mutet wie ein Cro der Straße an. Da passt es nur zu gut, dass der Panda-Rapper auf "1000 Hits" vorbeischaut. Einen wirklichen Mehrwert erhält der Song durch dessen Vers allerdings nicht. Auch Eno und Luciano dienen nicht als sinnvoll eingesetzte Song-Elemente, sondern als zugkräftige Namen. "LSD", so scheint es, entstand am Reißbrett.
Angeberei und Geflexe nehmen einen zu großen Raum ein. Auf den 13 Stücken zeigt Jamule nicht, was ihn als Menschen ausmacht. Dadurch schlittert er nur haarscharf an der Belanglosigkeit vorbei. Einzig und allein sein musikalisches Talent retten ein wenig inspiriertes Debütalbum.
1 Kommentar mit 3 Antworten
was ist hier bloß los...wenn man denkt die spitze der wackness ist erreicht, dann kommt sowas ums eck...
Deutschrap ist wirklich ein Fass ohne Boden...
Wobei, andererseits: Was erwartet man von einem "Life is Pain"-Artist?
true...das ganze label ist eine farce