laut.de-Kritik
Eines der erfreulichsten Comebacks des Jahres.
Review von Eberhard DoblerEigentlich machen Jane's Addiction in den ersten Takten alles klar. Ein Fan harter Rockmusik, der die Substanz des mächtigen Tracks "True Nature" nicht spürt, hat Tomaten auf den Ohren. Die Reaktivierung des eigenwilligen und vor über einer Dekade als revolutionär geltenden Labels Jane's Addiction funktioniert ausgesprochen gut.
Besagter Opener bringt Kraft und Elastizität der dritten Jane's Addiction-Platte "Strays" auf den Punkt. Das Quartett bewegt sich geschmeidig zwischen den band-typischen Antipoden Konvention und Exzentrik. Sänger Perry Farrell und Gitarrist Dave Navarro beherrschen diese Gratwanderung perfekt - generiert sie doch neben bodenständigem Groove die eigentümlich atmosphärische Intensität der Combo. Heute weisen Jane's Addiction dem R'n'R weniger neue Wege. Sie bleiben vielmehr erfrischend anders. "Retro und futuristisch zugleich", wie Navarro treffend anmerkt. So verbindet "The Price I Pay" problemlos epische Ansätze und träumerische Harmonien mit heavy Riffs, schweren Rhythmen und sogar 4/4-Club-Bassdrum.
"The Riches" kann wiederum als Lehrstück in Sachen Harmonie, Rhythmik und Melodie gelten. Die Single "Just Because" lebt von dichter, bewegter Gitarren-Arbeit. Technisch setzt Navarro die ausgefeilte Saiten-Artistik fort, mit der er auf dem Peppers-Album "One Hot Minute" oder der eigenen Soloplatte glänzte. Seinen Perfektionismus runden Drummer Stephen Perkins und Bassist Chris Chaney (Ur-Zupfer Eric Avery lehnte eine Reunion stets ab) mit abgebrühter und bombensicherer Groove-Arbeit ab. Dramaturgie und Dynamik der Stücke zwischen Heavy, Alternative, Pop, funky Vibe und elektronischen Spielereien bilden so das perfekt powernde Fundament für Farrells zum Hymnischen neigende Vocals. Glücklicherweise schießt er aber trotz seiner manieristischen Art nie über's Ziel hinaus.
Irgendwo zwischen Mainstream und Underground stehend, bieten die Kult-Kalifornier in der Tat die erwartbare Komplexität. Dennoch klingen sie erstaunlich leichtfüssig und organisch. Dank des tiefgehenden Kreativ-Duos Farrell/Navarro können Jane's Addiction eben immer anders. Jetzt gehen sie nach über zehn Jahren mit neuen Songs an den Start: eines der erfreulichsten Comebacks des Jahres.
1 Kommentar
Hm, ja, ich mochte Porno for Pyros immer schon lieber...
Der Sound ist zwar ziemlich ähnlich, wenn nicht sogar eine Fortsetzung, allerdings war immer ein bischen mehr "Psychedelic" und "Weirdness" drinnen. Deshalb sehr sehr schade, daß ihr zwar Infos zu Jane´s Addiction gebt, aber PFP nicht erwähnt...