laut.de-Kritik
Es lohnt sich, in den Jarre-Kosmos einzutauchen.
Review von Alexander CordasJean Michel Jarre hat ein Gespür für das Epische, das Dramatische und nicht zuletzt für Qualität. Mit "Aero" konzipiert er zum ersten Mal ein Album, das speziell auf Raumklang zugeschnitten ist. Die Armen, die sich noch kein Heimkino-Bombast ins Wohnzimmer stellen konnten, hat er mit einer reinen Audio-CD bedacht, die jedoch im Vergleich zur mitgelieferten DVD ungefähr so flott daher kommt, wie ein neuer S-Klasse Benz neben einem Gogomobil.
Nicht dass das Gogo nicht auch seinen Charme hätte, aber Sinn und Zweck dieser Disc ist schließlich die sinnliche Wahrnehmung des Genusses in der Mitte der Satelliten-Speaker. Was eine 'richtige' DVD sein möchte, hat natürlich auch seine eigene Video-Spur.
Diese besteht auf "Aero" jedoch aus nur einem Motiv, nämlich dem Augenpaar der bezaubernden Anne Perillaud, die 1990 in ihrer Rolle als Geheimagentin Nikita überzeugen konnte. Die Augenbewegungen sind ohne Schnitt aufgenommen und zeigen die Dame, wie sie auf die verschiedenen Sound-Effekte reagiert, wenn zum Beispiel nacheinander Streichhölzer entzündet werden, und das dazugehörige Geräusch auf allen Satelliten-Boxen erklingt.
Vom Cover glotzt uns jedoch Jarre selbst an, der Aero zu einer Werkschau alter Stücke mit einigen neuen Elementen aufpumpt. Es ist ihm mittlerweile zur lieben Gewohnheit geworden, seine eigenen Klanggebilde zu remixen, bzw. remixen lassen, sie fortzuführen, und so ist es nicht allzu verwunderlich, dass er "Aero" lieber mit seinen Klassikern füllt, als ein komplett mit Neukompositionen bestücktes Album zu veröffentlichen.
Die Qualität der Aufnahmen beeindrucken von Beginn an,. Einziger Makel: aufstehen ist nicht, denn sonst verfälscht sich der Sound. Und wer hat heutzutage noch die Muße, über eine Stunde auf einem Fleck zu verharren? Hoffentlich bald mehr, denn es lohnt sich (eventuell mit einem Glas gutem Wein) in den Jarre-Kosmos einzutauchen.
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