laut.de-Kritik
Bei dem College Rock aus München steht der Spaß im Vordergrund.
Review von Michael EdeleWären Jenson eine Band aus den USA, würden sie definitiv unter den Begriff College Rock fallen und würden auf den dortigen Sendern wohl hoch und runter genudelt. Da die Jungs aber aus dem bayerischen München stammen spielen sie trotzdem College Rock (FH Rock klingt doch irgendwie scheiße, oder) und sollten eigentlich auch hier auf den Sendern hoch und runter genudelt werden.
Auf ihrer Myspace-Page haben Jenson sowohl Stephan Weidner als auch Daniel Wirtz in ihrer Freundessliste, und mit Letzterem standen sie auch schon gemeinsam auf der Bühne. Musikalisch mag man in etwa dasselbe Publikum ansprechen, aber textlich wildert das Quartett aus München auf gänzlich anderem Terrain.
Anstatt sich mit Selbstreflektion, Sozialkritik oder anderweitig nachdenklichen Texten zu befassen, steht bei Jenson eindeutig der Spaß im Vordergrund. Weder "Revolution" ruft wirklich zu selbigen auf, noch glänzt "Wir Werden ..." mit besonderen Weisheiten, aber ist das wirklich notwendig?
Es ist schließlich nichts dagegen einzuwenden, Musik für eine gute Zeit zu schreiben und wenn Bands wie Less Than Jake auf ihren Scheiben den Soundtrack zum nächsten, zum Glück noch ungedrehten Teenager-Film spielen, reißen Jenson eben eine gute Party ab.
Und die startet auch direkt mit "Rocken", bei dem man nicht mal dann die Füße still halten kann, wenn man schon mit 3,8 Promille in der Ecke liegt. Der Titel des Openers ist als Programm zu verstehen, und so rocken sich Jenson durch Tracks wie "Revolution", "Du Machst Mich Kaputt" oder "Euphorie".
Ein leichter Hauch Melancholie oder Sehnsucht schwebt in Songs wie "Zweisam, Einsam", "Frei" oder "Sommer" mit, aber so wirklich runter zieht einen keiner von den Songs. Dazu scheinen die Münchner einfach zu viel Spaß in den Backen zu haben. Wer bei all dem nun an Bands wie Revolverheld oder Silbermond denkt, liegt dabei auch nicht ganz so falsch. Bei "Frei" sind Green Day nicht so fern, ist der Track doch ganz deutlich nach dem Strickmuster von "American Idiot" gestaltet. Schlecht ist der Song deswegen noch lange nicht, und mit ein paar besser eingesetzten 'Aaaahs' und 'Oooohs' klänge "Frei" fast schon nach Bad Religion.
Die letztes Jahr schon für den Ligapokal als Trailer verwendete Single "Wir Werden ..." ist für meinen Geschmack ein wenig zu sehr tralala, und eine Nummer wie "Allein" vielleicht ein wenig witzlos. Wenn Jenson aber demnächst vielleicht ein wenig mehr experimentieren und wie in "Gute Zeiten" beispielsweise ein paar Bläser einbauen, sind die Chancen gar nicht schlecht, dass man von der Band auch in Zukunft noch hören wird.
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