laut.de-Kritik
Kaum zu glauben, dass eine so talentierte Band so viel Pech hat.
Review von Michael EdeleEs ist zum aus der Haut fahren. Während es bei unzähligen Labels kein Problem zu sein scheint, eine fertig produzierte Scheibe wenige Wochen nach dem letzten Schliff auf den Markt zu bringen, gibt es immer wieder Bands, die Monate, fast schon Jahre darauf warten müssen, dass ihre Songs der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. Und wenn eine Band davon ein Lied singen kann, dann sind das Jerkstore, die zum Release ihrer letzten Scheibe "Blood On Canvas" das aktuellen Album eigentlich auch schon wieder in der Tasche hatten.
Als dann der Deal mit dem griechischen Label Sleaszy Rider Records unter Dach und Fach war, sah es endlich so aus, als ob sich was an der verfahrenen Situation ändern könnte, doch weit gefehlt. Aufgrund finanzieller Probleme des Labels verzögerte sich die Veröffentlichung von "The Dream Society" immer wieder und auch als die Scheibe Ende Oktober 2007 endlich offiziell erscheint, ist sie kaum irgendwo zu finden, geschweige denn lässt sich eine Review davon finden. So erfahre ich erst durch Sänger Keld Rud persönlich, dass "The Dream Society" veröffentlicht ist und eigentlich keine Sau davon weiß. Aber dem kann man ja schnell abhelfen.
Genau wie der Vorgänger ist auch "The Dream Society" ein verdammt geiler Bastard aus Bands wie Kyuss, Corrosion Of Conformity und Soil. Eigenständig klingt das Material von Jerkstore allerdings zu jeder Zeit und das liegt nicht nur an der markant-melodischen Stimme von Sänger/Gitarrist Rud, sondern auch an den Songs selbst. Die haben inzwischen sämtliche Nu Metal-Anteile über Bord geworfen und setzen stattdessen rein auf fette Riffs, mächtige Grooves und ein großes Maß an unwiderstehlichen Melodien. Dass es sich dabei textlich noch um eine recht tragischen Konzeptstory handelt, ist nur das Sahnehäubchen auf dem Eisbecher.
Düster und ein wenig orientalisch gestaltet sich der Einstieg mit "Shallow Glimpses Of Life" und die Gitarren braten mächtig tiefer gestimmt. Kelds Stimme hat zwar immer noch den rauen Charme, aber es ist mehr als deutlich, dass der Kerl immer sicherer und wandlungsfähiger in seinem Gesang wird. Mit "Murder In The Background" zieht das Tempo an und sorgt somit für einen ordentlichen Drive. Der Refrain hat eine tolle, griffige Melodie und ist gleichzeitig auch der einzige Teil der Scheibe, in dem Keld ein paar richtig derbe Shouts ablässt.
Von den Grooves und den Melodien her könnte "Shun The Sun" auch aus der Nola-Ecke von COC oder Down stammen. Auch textlich würde es dahin passen, erfährt der Hauptcharakter hier doch den ersten Schicksalsschlag, da seine Tochter an Krebs stirbt. Trotz, oder auch wegen, all der Melancholie ein toller Song mit ein paar großen Soli. Kein Wunder, dass "The Loving Family Inc." zunächst einmal balladeske Töne anschlägt, schließlich muss der Mann doch erst einmal mit dem Tod seiner Tochter umgehen.
Rauer geht es in "Indulge" zu, wo Keld ein wenig derbere Vocals in der Strophe einsetzt, die einmal mehr in einem Refrain mündet, der sich als absoluter Ohrwurm herausstellt. Drogen und Alkohol haben das Leben des Mannes zerstört und auch seine Ehe steht auf dem Spiel. Es kommt, wie es kommen muss und mit dem doomigen "I Love Being Alone" zerbricht auch die Beziehung zu seiner Frau vollkommen. Die Melancholie des Stückes ist fast greifbar und auch dieser Song ist mit ein paar verdammt großen Melodien ausgestattet, sowohl was Gesang, als auch Gitarren angeht.
Vollkommen aus der Bahn geworfen wankt der Protagonist durch das seht eingängige "Off The Rails", das trotz der sehr tief gestimmten Gitarren fast schon Radiopotential besitzt. Mein Gott, wo könnte die Band inzwischen stehen, wenn ihnen das Schicksal nicht immer so heftig in den Arsch treten würde und sie etwas mehr Glück mit Labels hätten. Auch das folgende "A Day That Wouldn't Die" ist sehr straight und ebenfalls sehr eingängig. Man merkt jederzeit die Power hinter den Strophen, die mit dem Chorus leider nicht ganz so heftig losbricht wie man sich das vielleicht wünscht. Dennoch ein wirklich starker Song.
Richtig heftig wird es dann mit "How We Die". Der Track lässt herrlich die Thrash-Muskeln spielen und knüppelt vom Tempo richtig ab. Von der Seite kennt man die Jungs gar nicht, aber auch in dem Bereich machen sie sich richtig gut. Dennoch folgt ein verdammt melodischer Refrain, in dem sich der Tod schon mal vorstellt. Der scheint gute Überzeugungsarbeit zu leisten, denn mit "Vicious Spiral" verabschiedet sich der Charakter von der Bildfläche. Diesen Abgang gestalten Jerkstore mit durchaus harten Riffs, die einmal mehr ein paar tolle Gesangsmelodien tragen und mit einem geschmackvollen Solo den Schlusspunkt setzen.
Ich kann mich nur wiederholen, aber sämtliche Labels sollten endlich ihre Ärsche hochbekommen und den Dänen ne Chance geben. Die Songs für die nächste Scheibe sind nämlich schon wieder fertig mit dem richtigen Support können Jerkstore wirklich was erreichen. Und wenn ihr die Scheibe nirgends findet, dann wendet euch direkt über MySpace an die Band.
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