laut.de-Kritik
Stimmgewalt im durchgestyleten Breitwand-Pop.
Review von Kai ButterweckVor gut zwei Jahren klopfte eine Britin vehement an die Pforten der Freak-WG von Lady Gaga, Madonna, Rihanna, Natalia Kills und Co. Mit Erfolg: Bereits kurze Zeit nach dem Einzug sicherte sich der Neuankömmling die feudalsten Ecken der mit High Heels und Schminktöpfen übersäten Location. An der Klingel prangte fortan in dicken Lettern der Name: Jessie J. Wer sich für einen Rundgang anmeldete, dem schallten die Klänge des Debütalbums der Britin um die Ohren.
28 Monate später wechselt die Verantwortliche nun den Sightseeing-Soundtrack. Statt tanzwütigen Party-Pops präsentiert Jessie J anno 2013 gereifte Dancefloor-Sounds mit leichtem Indie-Flair. Da verirrt sich sogar die eine oder andere knackige Gitarrenspur ins ansonsten gewohnt elektronisch dominierte Klang-Universum ("It's My Party", "Sexy Lady").
Auch stimmlich hat sich bei der Sängerin einiges getan. Sorgte sie bereits auf ihrem Debüt mit kraftvollen Vocals für reichlich hochgezogene Augenbrauen bei Freunden stimmgewaltiger Pop-Klänge, setzt Jessie J auf ihrem neuen Album noch einen drauf. Immer wieder dringt sie in Dynamik-Bereiche vor, von denen ein Großteil der eingangs erwähnten Kolleginnen nicht einmal zu träumen wagte ("Sexy Lady", "Harder We Fall").
Statt sich mit gängigen Vocal-Schemen zufrieden zu geben und sich hinter durchgestylten Background-Vibes der Neuzeit zu verstecken, prescht Jessie J mutig und zielgerichtet nach vorne. Dabei lässt sie ihr voluminöses Organ mehr als einmal leinenlos durchs Studio spazieren, während auf der Gästecouch illustre Mitarbeiter wie Becky G, Big Sean, Dizzee Rascal und Brandy große Ohren bekommen ("Excuse My Rude", "Wild", "Conquer The World").
Mit detailverliebt arrangiertem Breitwand-Pop inklusive pointierter Rap-Einlagen und aufwühlenden akustischen Kammerspielen für ruhige Stunden ("Breathe", "I Miss Her") verlängert Jessie J ihren Freak-WG-Mietvertrag auf unbestimmte Zeit. Lediglich im Gemeinschafts-Badezimmer der Damen kehrt in Zukunft wieder etwas Ruhe ein. Ein Blick aufs Cover genügt, um zu verstehen, warum.
10 Kommentare mit einer Antwort
Die Mucke taugt mir leider so gut wie gar nicht, aber sie ist ohne Zweifel eine der besten Sängerinen unserer Zeit und eine formidable Songwriterin, ein musikalisches Genie.
Vielleicht das hässlichste Cover des Jahres, aber die Musik ist ja auch nicht besser.
Frida Gold? Da hast du noch mehr "Affe" fürs Geld.
Ich bin sehr skeptisch gewesen. Aber ihr tat es gut dass sie ihre Perücke entsorgt hat. Ich bin überrascht das sie Nummern wie "Its my Party" oder "Square One" machen kann. Ihr Vorgänger war etwas tiefer, aber es kann sich sehen lassen.
Jessie J - tut auch beim zweiten mal hören nicht weh.
Favorit: GOLD
Das Debut war ja noch ganz nett, aber das hier ist totale Scheiße. Billig Beats, Plastik Pop, Retorten Lyrics, der schlimmste 08/15 Mix aus Guetta, Avicii, Will.i.am etc. mit ein paar der ekligsten Balladen von 2013. It's my party ist ein Totalausfall und grenzt an Körperverletzung. Und was soll Excuse my rude?? Soll das witzig sein?? Der mit Abstand beste Track ist Alive. Ich hab es schon oft gesagt, aber um Gottes Willen, wenn ihr sowas mögt, hört euch lieber Oh Land an.
'ne Stimme hat sie ja, aber ansonsten fand ich schon ihr Debüt nicht zu ertragen. Das hier ist aber nochmal 'ne Ecke penetranter.
Ich bin etwas überrascht über diese Rezension. Normalerweise bewerte ich Pop-Alben meist besser als die laut.de-Rezensenten, aber diese Platte finde ich ziemlich belanglos und nur 2 Punkte wert. Nur die Balladen "Breathe" und "I Miss Her" finde ich ziemlich stark.