laut.de-Kritik
Wie zu den besten Zeiten - der Sparta-Chef solo.
Review von Eberhard DoblerDer kurze Opener "Day By Day" zeigt die Pole auf, zwischen denen sich der At The Drive-Mitbegründer bewegt: unpeinliches Singer/Songwriting und kompromissloses Post-Harcore-Gedonner. Ersteres prägt Jim Wards Akustik-Solo-EPs, die 2011 gesammelt unter dem Titel "Quiet In The Valley, On The Shores The End Begins" erschienen sind. Die härtere Gangart hingegen steht für seine Arbeit mit At The Drive-In bzw. deren Nachfolgeband, die er prägte, Sparta.
Um es kurz zu machen: Die Platte ist klasse geworden. Und dass sie diese Klasse erreicht, liegt nicht nur an Wards Organ oder seinen Melodieführungen. Gitarren- und Songarrangements sind mindestens genauso wichtig. Womit wir bei Wards exquisitem Personal wären: Er, Thursday-Drummer Tucker Rule und Incubus-Bassist Ben Kenney schickten sich die Tracks, auf denen noch zwei, drei weitere Musiker*innen zu hören sind, wochenlang hin und her.
Das größte Plus der Scheibe: Bei Jim Ward klingt sogar ein straightes, über weite Strecken relativ unspektakuläres Rockstück wie die Leadsingle "Paper Fish" schlichtweg cool. "Blink Twice" startet danach optimistisch in Wards neuestes musikalische Kapitel. Gerade im Refrain sind Sparta nicht weit.
"Electric Life" stellt dann soundtechnisch das wohl interessanteste Stück der Platte dar: Ein Hybrid aus U2 und Sparta könnte man sagen, 80er und Post-Hardcore gehen jedenfalls eine ungemein schlüssige Liaison ein. Aus seiner Vorliebe für U2 hat Ward eh nie einen Hehl gemacht. Die zweite Single "I Got A Secret" (mit War On Women-Sängerin Shawna Potter) lockert dagegen nie den Griff an Gitarrenhals und Schlagzeugstock und punkrockt gut nach vorne weg. Potters Vocals geben dem Song noch einen extra Push mit.
Das schleppende "Keep On Failure" und besonders das atmosphärische "Safe Pair Of Hands" gehen als die Balladen des Albums durch. Auch auf der dritten Single "Foreign Currency" widmet sich Ward zuvorderst Melodie und Harmonie. "Polygraph (Attack)" wiederum fährt mitreißende Riffs und Melodien auf, während "King Yourself" das Album mit coolem Drumming, dynamischer, spannungsgeladener und doch direkter Rockmusik beschließt.
Wenn ein Album so viele gute Tracks parat hält wie "Daggers", darf sie auch nach nur 33 Minuten auslaufen. Bei den einzelnen Songs fällt es schwer, einen klaren Favoriten auszumachen. Aber das Wichtigste: Live sollte diese Platte abräumen. Und wenn es soweit ist, kann man nur hoffen, dass Ward Tucker und Kenney mit auf die Bühne bringt.
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