laut.de-Kritik

Soul, Funk und Jazz mit majestätischem Anspruch.

Review von

Gerne erzählt man sich von dem blonden Finnen mit der übergroßen Hornbrille die unglaublichsten Anekdoten. Auf einem Schimmel reitend, wild kostümiert, so soll er einmal bei einem Konzert alle Blicke auf sich gezogen haben. Dazu gehört neben einer gesunden Portion Selbstbewusstsein ein nicht zu unterschätzendes Maß an Größenwahnsinn. In die Nebenrolle abgedrängt wird dabei der Musiker Jimi Tenor, der mit "Beyond The Stars" in seinem eigenen Sonnensystem angekommen zu sein scheint.

Nicht lange ist es her, da strebte Tenor noch steil nach oben. "Higher Planes", so befand der Berufsexzentriker seien das geeignete Fortbewegungsmittel, um sich von allem irdischen Tam-Tam zu befreien. Eine Erfolgsgeschichte offenbar, denn nun ist Jimi Tenor bereits jenseits der Sterne angekommen. Da werden natürlich schnell Erinnerungen an einen anderen begnadeten Musiker und Wirrkopf wach, der Zeit seines Lebens darauf wartete, von Aliens entführt zu werden.

Die Brücke zu Sun Ra bietet sich jedoch nicht nur aufgrund absurder Visionen kosmischer Ordnung an. Tenor möchte sich auf "Beyond The Stars" auch musikalisch im Fahrwasser, oder sollte man besser sagen, im Abgas-Strahl des selbsternannten Außerirdischen Sun Ra bewegen. Wie sein Vorbild vertraut der Finne auf die Kraft orchestraler Arrangements, die im einen Augenblick chillig dubbig mit Referenzen klingen dürfen ("Gimme Little Bit"), beim nächsten Wimpernschlag aber auch in ausschweifende Improvisationen münden können ("Moon Goddess").

Die überwiegende Mehrheit der Songs auf "Beyond The Stars" gefällt sich in wohltuendem Easy Listening, was Jimi Tenor denn doch deutlich von Sun Ra und seinem Orchester unterscheidet. Tenor mag für manche ein Spinner sein. Sein neues Album spricht eine andere Sprache. Wohlkalkuliert setzt er seine Duftmarken. Die riechen nach Soul, Funk, Jazz und immer wieder Orchestersounds, als käme er nicht umhin, seinen Songs einen majestätischen Anspruch einzuhauchen.

Stört man sich daran nicht und taucht in die tenorsche Galaxie ein, dann macht "Beyond The Stars" mit der Zeit immer mehr Spaß. Bleibt zu hoffen, dass sich die Aliens noch ein wenig Zeit lassen, bevor sie Jimi Tenor für immer mit sich fort nehmen; in ein Sonnensystem, das seinen Lebensrhythmus von Sun Ra und seinem Orchester eingehaucht bekommt.

Trackliste

  1. 1. Barcelona Sunrise
  2. 2. Moon Goddess
  3. 3. Beyond The Stars
  4. 4. Asteroid Belt
  5. 5. Miracles
  6. 6. Take Off
  7. 7. Sirens Of Salo
  8. 8. Gamelavad
  9. 9. Going For The Gold
  10. 10. Gimme Little Bit
  11. 11. Tsunami
  12. 12. Mr. French
  13. 13. Strawberry Place

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