laut.de-Kritik
Das einstige Wunderkind schrumpft auf Normalmaß.
Review von Daniel StraubEr wird angepriesen wie der lange herbei gesehnte Erlöser des Dancefloor: Jimmy Edgar aus Detroit. Kämpfer, Prophet, Freak, Zeireisender, Musiker, Fotograf und Designer - in derart überschwängliche Lobhudeleien versteigt sich sein neues Label Studio !K7. Die Berliner scheinen von ihrem neuesten Signing schwer überzeugt zu sein.
Warum das so ist, lässt sich anhand der elf Tracks seines Albums "XXX" nicht wirklich aufklären. Jimmy Edgar ist mit seinem zweiten Album weit davon entfernt, Stücke zu veröffentlichen, die über den Tag hinaus Bestand haben.
Elektro-Funk mit zahlreichen Referenzen an die 80er Jahre, auf diese Kurzformel kann man die Musik von Jimmy Edgar bringen. Das klingt auch ganz genehm mit all den analogen Gerätschaften, die für ein fülliges und zugleich angenehm ausgewogenes Soundkostüm sorgen.
Daneben erfreut sich auch der gute alte Vocoder großer Beliebtheit. Kaum ein Stück auf "XXX", das ohne die altbekannte Effektbehandlung auskommt. Auch die erste Singleveröffentlichung des Albums "Hot, Raw, Sex" lebt in erster Linie von ihrem prägnanten Vocoder-Refrain.
Haufenweise Zitate und Referenzen an vergangene Tage prägen auch die übrigen Stücke von "XXX". Kraftwerk schweben als Überväter genauso durch den Raum, wie die frühen Detroit-Artists Juan Atkins, Kevin Saunderson und Derrick May. Vielen Tracks von Jimmy Edgar kann man deshalb einen gewissen Reiz nicht absprechen. Sie überzeugen aber dennoch nicht, sie bleiben leere Zitathüllen, denen Edgar keine eigene Bedeutung einhaucht. Zudem fehlt den Tracks genau das, was sie für sich beanspruchen: funky zu sein.
Erschwerend kommt hinzu, dass die Kombination Musiker aus Detroit, Elektro-Funk und schlüpfrige Lyriks alles andere als neu ist. Man mag sich an dieser Stelle an die Releases der Detroit Grand Pubahs auf Steve Bugs Poker Flat Recordings erinnern. Die verstanden sich auf diese Formel bestens, angereichert mit einem guten Schuss Durchgeknalltheit.
Genau dieser überraschende Moment, der unvorhersehbare Sound, der raffinierte Rhythmus fehlt in den Jimmy Edgar Tracks des Jahres 2010 großenteils. Sie sind seit seinem Weggang von Warp Records 2006 auf der Strecke geblieben.
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