laut.de-Kritik
Der Fugazi-Basser zwischen Elliott Smith und Beck.
Review von Mathias MöllerAm Anfang steht der Bass. Das Instrument, das ihn bekannt gemacht hat, für manche sogar zur Legende. Joe Lally, Basser der Hardcore-Querköpfe Fugazi, veröffentlicht auf Dischord (wo sonst?!) sein zweites Soloalbum.
Irgendwo zwischen der melancholiegetränkten Introvertiertheit eines Elliott Smith und der Experimentierwut eines Beck siedeln sich die 13 Titel an, die den Hörer über 36 Minuten abwechslungsreich unterhalten.
Nach dem schleppenden Opener "Day Is Born" wartet "Scavenger's Garden" mit vertracktem Drumming und einer nur wenig gezügelten Feedbackorgie auf. Herrlich! Den direkten Kontrast dazu bietet das auf spärliches Schlagzeug, eine minimale Bassline und einige leise Gitarrenlicks reduzierte "Map Of The World". Und immer der Bass.
Lallys Instrument spielt in jedem Song eine besondere Rolle: Ob mit funky Breaks in "Tonight At Ten", als zurückhaltend groovendes Rhythmus-Fundament in "Via Nomentana" oder mit metronomischer Gradlinigkeit wie in "Skin And Bone". Dabei vermitteln die Stücke allerdings nie das Gefühl, hier lebe ein Hintergrundinstrumentalist sein Ego aus (natürlich nicht, bedenkt man seine Rolle in Fugazi), die Songs sind stimmig.
Und immer anders. 13 verschiedene Richtungen schlagen die Stücke ein, was beim ersten Hören fast einen zerfahrenen Eindruck macht. Mit der Zeit wächst die Variabilität allerdings zu einer liebgewonnenen Qualität. Vor allem, weil Lally nie laut wird. "Nothing Is Underrated" ist in seiner Gesamtheit ein rundes Album, das die innere Unruhe seines Protagonisten nur andeutet - beispielsweise wenn er in "Mistaken Identity" von einer "scarred and disfigured soul" singt.
Bei den Aufnahmen wurde Lally übrigens von einer ganzen Reihe von Freunden unterstützt, und so sind auch seine ehemaligen Bandkollegen Ian MacKaye und Gui Picciotto auf "Nothing Is Unerrated" zu hören. Gemeinsam mit seinen Mitstreitern ist Joe Lally ein zweites Album gelungen, dass man genießen sollte. Abends. In aller Ruhe. Den Tag hinter sich lassen. Sich entführen lassen in die farbenreichen Klangwelten, die der DC-Veteran malt.
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