laut.de-Kritik
Grandiose Melodien aus der Feder des ehemaligen Clash-Frontmanns.
Review von Frederic Klemm"Die Batterien sind wieder aufgeladen", so Joe Strummer selbst. Zehn Jahre lang hat er sich zurückgezogen, um uns nun mit dem zweiten Album innerhalb von achtzehn Monaten zu beglücken. Nach seiner großen Zeit bei The Clash hat Joe zunächst an diversen Soundtracks mitgearbeitet, bei Bob Dylans "Down In The Groove" mitgewirkt und das Solo-Album "Earthquake Weather" veröffentlicht.
Nun erfolgt der große Sturm nach der Ruhe. Joe Strummer und seine bemerkenswert gut eingespielte Band The Mescaleros ziehen auf diesem Album alle Register. Die ersten Takte des Albums grooven fröhlich drauf los, mit dem Einsatz der Instrumente macht sich ein wenig Melancholie breit. Und genau hier tritt eine der Stärken dieses Albums deutlich zum Vorschein: Melodien. Unglaublich. Oder der Titeltrack "Global A Go-Go". Wunderschön, und dabei überfällt mich permanent dieses tolle Bandfeeling. Der Spaß an der Musik war einer Platte schon lange nicht mehr so deutlich anzuhören: Diese Band wollte unbedingt wieder musizieren. Und dieses Album kann viele Leute glücklich machen.
Eine weitere Stärke von Global A Go-Go" besteht in seiner Vielschichtigkeit. Hier wird gerockt, gefolkt, gepunkt, und die Melodien sind teilweise der pure Pop. Im Titeltrack macht sich streckenweise ein Raggamuffin-Feeling breit, dann wieder Folk. Irre. Allein der spielerische Umgang mit Technologien mutet manchmal ein wenig komisch an. So experimentiert "Bhindi Bhagee" neben Synthie-Sounds auch mit fernöstlichen Instrumenten, aber ruckzuck setzt wieder die gute alte Hammond-Orgel ein.
Dabei klingt das Album trotzdem durchweg unglaublich britisch. Nicht Oasis-britisch, sondern The Clash-britisch. Das ist etwas ganz anderes, meine Damen und Herren! Die Songs besitzen zum Großteil eine überdurchschnittliche Länge, die der Atmosphäre und den einzelnen Musikern und ihren Instrumenten ausreichende Freiräume zugesteht.
"Global A Go-Go" ist so abwechslungsreich und vielseitig, dass es Aufmerksamkeit verdient. Zudem ist es stellenweise so schräg (z.B. "Gamma Ray"), dass man entweder aufmerksam zuhört, zum nächsten Titel springt oder die Musik ausmacht. Darüber sollte man sich im Klaren sein. Aber keine Bange: Ein Großteil der Songs ist gut verdaulich. Übrigens: Das Album ist Joey Ramone gewidmet. Sehr sympathisch, ebenso wie die gesamte Scheibe.
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