laut.de-Kritik
Gute Laune im Glamrock-Partyzelt.
Review von Kai ButterweckMit der Schampuspulle zwischen den Beinen, der Sonnenbrille auf der Nase und dem kunterbunten Bandana auf dem Kopf weckt John Diva Erinnerungen an Zeiten, in denen ach so kernige Frontboys wie Bret Michaels, Stephen Pearcy und Axl Rose auf den Coverblättern von einschlägigen Rock- und Metal-Magazinen posierten. Musikalisch - wen wunderts - schlägt der blonde Rocker auf seinem dritten Studioalbum "The Big Easy" in eine ähnliche Kerbe. Soll heißen: pinkfarbene Gitarren rocken halbgar die Party, flächige Keyboards garantieren reichlich Pop-Appeal und eine mittelmäßige Gesangsleistung sorgt für gute Laune im Glamrock-Festzelt.
Ein bisschen Wellengeräusch zum Einstieg und schon geht es mit dem Titeltrack in die Vollen. Was zu Beginn noch ordentlich rockt, verflacht mit zunehmender Dauer doch arg. Irgendwo zwischen den schlechtesten Passagen von "Animalize" und "Crazy Nights" poppen und rocken sich die Liebesraketen in den Partyrausch. Nur allzu gerne würden Diva und Co. die Massen um den Finger wickeln wie einst ihre Helden aus New York, Los Angeles und New Jersey. Aber das fällt schwer, wenn nicht mal das geklonte "Kickstart My Heart"-Röhren, so recht gelingen will ("God Made Radio").
Mit dem sich zwischen hart und zart aufreibenden "Runaway Train" schielt die Combo in Richtung Charts. Doch den Refrain hat man irgendwie in sehr ähnlicher oder leicht abgewandelter Form schon tausendmal gehört. "Hey Girl, take me high, take a chance on me and make me smile", jauchzt John Diva ins Mikrofon, während die Kollegen im Background breitbeinig auf dicke Hose machen ("Thunder").
Neben dem kantenlosen Gehabe und ausdrucksschwachem Gesang regt man sich vor den Boxen vor allem über die nicht enden wollende Einfallslosigkeit auf. Zwar rückt immer wieder ein anderes Instrument in den Vordergrund. Aber so richtig catchen lässt sich hier nicht mal ein Hörer mit Engelsgeduld, der vor 35 Jahren selbst noch mit Haarspray in der Matte und Mötley Crüe-Patch auf der Jeansjacke zur Arbeit marschierte.
Weder die obligatorische Schmachtballade ("Hit And Run") noch Bläser aus der Retorte ("Boys Don't Play With Dolls") oder zweitklassiges AC/DC-Riffing helfen am Ende aus der Patsche ("The Limit Is The Sky"). John Diva und seine Liebesraketen scheitern an den eigenen Unzulänglichkeiten. Zu wenig Esprit, zu wenig Feuer, zu wenig Ideen: So entpuppt sich die mit Spannung erwartete Zeitreise als müder Trip in die Vergangenheit.
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