laut.de-Kritik
John Legend bleibt John Legend ... leider.
Review von Anne OhnmachtNoch nie hat John Legend seinen Namen für einen seiner Album-Titel verwendet. Nun ändert er das mit der Begründung: "Ich musste es mir erst verdienen und dem Titel in meiner Leistung und der Musik gerecht werden."
Der erste Track "Rounds" liefert einen guten Start. Der Refrain erinnert zwar stark an Legends 2012 erschienenen Song "Tonight", aber ein gewisser Wiedererkennungswert ist ja erstmal nichts Schlechtes. Rapper Rick Ross, der Legend in dem Track unterstützt, bietet einen krassen Gegensatz zu Legends sehr weicher und eher hohen Stimme. Das bringt Abwechslung in den poppigen R'n'B-Song, der andernfalls vielleicht etwas flach geklungen hätte, so aber eine schöne Einführung in das Album ist und Lust auf mehr macht.
Und mehr kommt mit "Waterslide". Die überraschend schnellen Schlagzeugbeats tragen diesen Track zusammen mit den später einsetzenden Trompeten und Gitarrenriffs. Abgesehen vom Text wirkt der Song nicht so kuschel-kitschig wie viele andere von Legends Titeln. Stattdessen bekommt man tatsächlich Lust, zu tanzen. Kaum ist der 3:05-minütige Song vorbei, will man den Repeat-Button drücken.
Doch mit "I Don't Love You Like I Used To" geht es gleich wieder sehr kuschelig weiter. Auch wenn der Titel eine Trennung suggeriert, dreht Legend das Lied wieder hin zur süßlichsten Liebesbekundung, die man sich vorstellen kann: "I don't love you like I used to / I love you so much more". Nachdem vor einigen Jahren überall sein Song "All of Me" hoch und runter gespielt wurde, sind diese Texte jedoch wohl kaum eine Überraschung mehr.
Einige Titel sind durchaus eingängig und beschwingt. Immer mehr bekommt man jedoch das Gefühl, dass nur die Feature-Künstler Jhené Aiko und Rapsody Legend vor zu viel Eintönigkeit bewahren. Viele Tracks klingen sehr ähnlich und verschwimmen zu einem. Wenn dann ein anderer Künstler ans Mikrofon tritt, ist man einfach kurz sehr erleichtert, eine Pause von Legends Stimme zu bekommen.
In "The Other Ones" präsentiert das Zusammenspiel von verträumter Klaviermusik, tiefem Bass und dem rhythmischen Schlagzeug dann wieder eine bunte und reiche Klangfarbe. Auch der stimmliche Kontrast zwischen John Legend und Rapperin Rapsody fügt sich schön in dieses Klangbild ein.
Was am Anfang des Albums noch neu und teilweise überraschend wirkt, verliert sich leider im Verlauf immer mehr. Vielleicht ist man nach gleich zwei Discs übersättigt von der immer gleichen, variantenarmen Stimme. Während manche Tracks sich durchaus im Ohr festsetzen, sind viele andere einander so ähnlich, dass sie zu einer immer gleichen Melodie verschmelzen. 'Legendär' kann man Legends neues Album also eigentlich nicht nennen.
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