laut.de-Kritik
Solides Songwriting mit strunzdummen Texten.
Review von Franz MauererCover kann er schon mal, der Jorn. Jørn Lande hat bei gefühlt den meisten Power Metal-Bands mal am Mikrofon gestanden. Seit gut 20 Jahren liefert der mittlerweile vor allem als Sänger von Masterplan bekannte Norweger nebenher in stetem Takt Soloveröffentlichungen ab. Diese bewegen sich klassischerweise nicht weit aus dem Power-, Symphonic- und Heavy Metal-Kosmos seiner früheren Bands heraus, so auch "Over The Horizon Radar".
Ein Album wie eine norwegisch-italienische Holzhütte, mit Grüßen vom neapolitanischen Studio-Zimmermannteam von Frontiers Music: grundsolide, beständig, wenig exzentrisch, bodenständig bis zur stellenweise eintretenden Langeweile. Bemerkenswert ist lediglich, dass Jørn in seinem fortgeschrittenen Alter (Jahrgang '68) einige seiner besten Stimmleistungen auspackt. Dabei singt er nicht nur mit einer großen Souveränität, sondern wenn nicht mit Hunger, so doch mit spürbarer Spielfreude. Diese Freude ist berechtigt. Das Songmaterial auf "Over The Horizon Radar" ist nicht nur hervorragend ausgeführt, es entspricht, mit Ausnahme der ersten beiden Songs, durchgehend oberem Genredurchschnitt.
Die Powerballaden wie "One Man War" sind nicht allzu kitschig, selbst die Big-Ben-Glocken bei "Dead London" lösen sich gefällig in einem packenden und unterhaltsamen Song auf. Im Rest des Albums pegelt sich meist eine organische Mischung aus Geknüppel und harmonischen Passagen wie auf "Ode To The Black Nightshade" und "Black Phoenix" ein. Der Maestrø fährt Songs wie "Winds Of Home" letztlich im Alleingang nach Hause. Die Band bereitet ihm dafür nur die Fahrspur. Aggressivität sucht man vergeblich, darum geht es hier allerdings auch nicht, aber weichgespült klingt trotzdem nichts. Selbst das durchgehende Mid-Tempo fällt in dieser Metal-Schmusedecke nicht unangenehm auf. Die strunzdummen Texte ("it's a one man war in a one man scheme/ we got a one way ticket to the end of a dream/ be the voice in the crowd, let your heart be seen") schaden dem Hörgenuss erst nach einigen Durchgängen, die man sich ob der enormen Homogenität des Materials aber ehrlicherweise sowieso nicht zumutet. Denn so kompetent "Over The Horizon Radar" auch ausfällt, so rasch rutscht es an einem vorbei.
Sollte den geneigten Leser eine Wacken-Fangruppe irgendwo zwischen Hannover und Bremen als DJ für die Vereinsfeier engagieren, sei "Over The Horizon Radar" wärmstens empfohlen. Alles mit Pferdeschwanz und kurzen Cargo-Hosen wird selig mit dem Schädel wippen, auch Fanservice muss gekonnt sein. Für den individuellen Genuss bleibt allerdings zweifelhaft, wieso Jorn keinen Millimeter Wagnis eingeht, denn dass die Fähigkeiten im Songwriting dafür vorhanden wären, das weist er mit der Gesamtheit von "Over The Horizon Radar" und in Ansätzen in einzelnen Liedern wie "Believer" zweifelsfrei nach. Vielleicht mag er Power Metal auch einfach voll gerne. Sei es ihm gegönnt.
1 Kommentar mit 2 Antworten
Mein Lieblingsalbung von ihnen ist Juntouchables. Ich mag eher die neueren Album.
Man muss sich den Menschen anschauen, um daraus abzuleiten, welche Wirtschafts- und Gesellschaftsform überhaupt möglich ist. Es gibt Leute mit Ideen und Leute ohne. Die letzteren sind wohl die Mehrzahl. Von den wenigen Leuten mit Ideen haben die wenigsten auch noch Mut und Unternehmergeist. Aber nur die bringen die Welt weiter. Ich glaube einfach nicht, dass die Welt ohne mutige Unternehmer Auswege findet. Die moderne Welt braucht immer wieder andere Produkte, die viele Menschen in Arbeit bringen, wenig ökologischen Schaden anrichten, und so viel Einkommen generieren, dass ein Staat bestehen kann. Der Staat muss das regulieren, ohne die Unternehmer abzuwürgen. Zu diesem Neoliberalismus stehe ich.
Mach dich doch jetzte mal ab, du Wicht