laut.de-Kritik
Eine der besten Priest-Scheiben der letzten drei Dekaden.
Review von Yan VogelNeulich in der Metal-Kneipe:
"Was ist nur mit den Metal-Dinos los? Dickinson veröffentlicht seine Memoiren und Tipton kann die Tour wegen seiner fortgeschrittenen Parkinson-Erkrankung nicht spielen", so der aufgeklärte Blabbermouth-Leser. Sein Kutten-Kumpel stiert mit glasigen Augen in sein Trooper-Bier. "Alles geht, nix bleibt", bekräftigt er mit einem Rülpser.
"So Kinners. Trübsal blasen war gestern." Der kantige Wirt schiebt seinen Astralkörper hinter der Theke hervor und schiebt eine CD in den Player. "Das ist die neue Priest! Anschnallen, gleich gehts los!". "Och Nö, der Halfert singt doch mittlerweile wie ein kastrierter Kater", so der Typ mit den glasigen Augen. "Das heißt HALFORD", so der Blabbermouth-Besserwisser. "Ruhe jetzt ihr Tölen", raunzt der Wirt und drückt auf Play. "Jetzt gibts pure "Firepower" auf die Lauscher!"
Mit dem Titeltrack und "Lightning Strikes" verwandelt sich der glasige Blick in glänzende Augen. Mr. Blabbermouth zieht die Mütze vom Kopf und bangt wie wild. "Klassischer Stoff! Britischer Stahl trifft Painkiller. Das Cover hat was von "Screaming For Vengeance und Tom Allom als Produzent, der schon die 80er Großtaten veredelte, hat ganze Arbeit geleistet", stammelt er.
Bei "Never The Heros" und "Never Surrender" fangen die Patches auf den Kutten an zu schimmern. "Midtempo vom feinsten", kreischt der Hausherr, "so ne geile Hook gabs seit Touch Of Evil nicht."
"Zu "Flame Thrower" und "Necromancer" hätte ich in den Achtzigern mit meiner Freundin Pferde stehlen können", so der Kutten-Kumpel. Dann steigert er sich in seiner Nostalgie: "Leider hat sie sich nen anderen Turbo Lover gesucht. Da tröstet der Kracher "Lone Wolf" sowie die Abschlussballade "Sea Of Red" über mein Singledasein hinweg."
"Aber wenigstens haben sie die Synthies im Schrank gelassen und immerhin wirkt das Piano auf "Guardians" ansatzweise true, vor allem wenn danach die Band in "Rising From Ruins" feinsten Stahl zelebriert", ergänzt der Blabber-Typ. "Und der quasi-neue Gitarrist Richie Faulkner sieht KK wenigstens ähnlich und haut mit seinen Riffs und Soli in eine ähnliche Kerbe. Zudem wird die Messlatte, die sie mit "Redeemer Of Souls" gelegt haben, nicht gerissen."
Etliche Durchläufe und Getränke später graut der Morgen. "Boah, "Firepower" weckt echt die Lebensgeister", gähnt der Wirt. "Heavy Metal ist ein Naturgesetz und die neue Platte gehört gemeinsam mit Halfords Solokracher "Resurrection" und "Painkiller" zu den besten Priest-Scheiben der letzten drei Dekaden", sinniert Mr. Blabbermouth mit Blick gen Himmel. "Den Metal God gibts ja wirklich", raunt der Kutten-Kumpel ehrfürchtig, bevor ihm die Augen zufallen.
17 Kommentare mit 16 Antworten
Was für eine schöne Rezi! Handgeklapper!
Geiles Teil. War schon preordered.
Sehr geil!!!
Meine Herrschaften, haben die Jungs da einen rausgehauen. Ich bin ja nun auch nicht mehr der Jüngste und verfolge das Geschehen eher beiläufig. Aber das hört sich an wie Tiefkühlpackung Eisen aus der Gefriertruhe. Echt Top!
Ergänzung: Anspieltipp ist übrigens das hier teils kritisierte "Flame Thrower". Aus der pragmatischen Überlegung heraus, dass man diesen Song Kindern, Partnerin, Nachbarn und Freunden noch halbwegs erklären kann - bevor selbige einen beim musikalischen Genuss der restlichen Stücke für einen völlig Entarteten halten ... )
"Evil never dies" – hinter solche Texte werde ich wohl nie kommen. Davon ab sind die Songs gut und virtuos gespielt, der Gesang ist Gesang.
[https://tagpacker.com/user/peterhbg?t=Juda…