laut.de-Kritik

Falsetto-Funk für Retro-Romantiker: #4eversynthesized.

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Willkommen in den Siebzigerjahren: Der Flokatiteppich ist ausgerollt, die Disco-Kugel dreht sich und flauschiger Funk umhüllt einen mit dem wohligen Gefühl der Geborgenheit. Das Londoner Kollektiv Jungle katapultiert den Hörer auf seinem zweiten Album "For Ever" in eine perfekt komponierte Retro-Kapsel. Mit Falsetto-Gesang und funky Neo-Soul positioniert sich die Band darauf irgendwo zwischen Kool & The Gang und Blood Orange.

Für die Dauer der 13 Songs befindet man sich in einer Welt voller Glitter, glänzender Synthie-Flächen und Feelgood-Musik, auch wenn es textlich um die Enttäuschungen im Leben geht: Trennungen, Täuschungen und Träume, die zerbrechen. Doch diesen Problemen kann man auch mit entspanntem Soul und elegantem Discosound entgegentreten, wie Jungle mit ihren perfekt arrangierten Tracks zeigen.

Dass dieses Konzept nicht zum kompletten Eskapismus verkommt, ist den Liedern auf "For Ever" zu verdanken, die den 70s-Flair in einen zeitgenössischen, clever aufgebauten Neo-Soul überführen wie "Give Over" oder "Mama Oh No". "Casio" ist dabei der dreckigste und minimalste Track des Albums, hier klingt Jungles Synthie-Funk roher als sonst und auch das omnnipräsente Falsetto bricht man kurz auf einen trägen sowie leiernden Gesang herunter.

Überhaupt: Falsetto. Dieses doch auf die Dauer etwas ermüdende Stilmittel ist auch der Grund dafür, dass die Songs auf dem Album ähnlicher klingen als sie es eigentlich sind. Diese um eine Oktave hochgestellte "Kopfstimme" sorgt letztendlich für die künstliche Retro-Atmosphäre und wenn man sogar bis ins Jahr 1732 zurückgeht, steht da bereits im Musicalischen Lexikon geschrieben: "Man nennet es auch deswegen eine unnatürliche Stimme". Verkopft und vertrackt ist "For Ever" definitiv, aber zugleich auch herzerwärmend.

Trackliste

  1. 1. Smile
  2. 2. Heavy, California
  3. 3. Beat 54 (All Good Now)
  4. 4. Cherry
  5. 5. Happy Man
  6. 6. Casio
  7. 7. Mama Oh No
  8. 8. House In LA
  9. 9. Give Over
  10. 10. Cosurmyne
  11. 11. Home
  12. 12. (More And More) It Ain't Easy
  13. 13. Pray

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2 Kommentare mit 2 Antworten

  • Vor 6 Jahren

    Huch, hat noch niemand der Kerstin Beachtung geschenkt? Nachdem Macca bei euch ja immer noch nicht wichtig erscheint, werde ich wenigstens die Praktikanten loben und ein nettes Sprüchlein mir überlegen. Wie wäre es mit, im Jungle der Paktikanten gehört auch ab und an eine Beförderung unters Review geschrieben! For Ever gescheite Reviews, gibt es nicht umsonst, Chefe!

  • Vor 4 Jahren

    kann die durchwachsene bewertung auf leser- sowie redaktionsseite nicht nachvollziehen. eine weitere solide, innovative platte von jungle. auf der einen seite ihrem funkigem sound treu geblieben, auf der anderen seite einen weiteren schritt im sinne der innovativen soundästhetik gemacht. für mich kein selbstläufer. 5/5 (zu jeder jahreszeit!)