laut.de-Kritik
"Darf ich auf einem Hip Hop-Album singen?" - "Du musst!"
Review von Stefan Johannesberg"Darf ich auf einem Hip Hop-Album auch singen?", fragt sich der Kanadier Kevin Brereton aka K-OS. Nach Genuss seines neuen Albums kann die Antwort nur lauten: Ja! Du musst sogar. Nach eigenen Aussagen aufgewachsen mit der Open Minded-Melange aus Depeche Mode, New Order, Echo And The Bunnymen und natürlich Native Tongue-Sure Shots wie A Tribe Called Quest, The Roots oder den Fugees interpretiert das Mic-Multitalent auf "Exit" Hip Hop als Gebräu aus Rap, Rock, Reggae und R'n'B, dass gerade in den wohlklingenden Gesangsmomenten für wohlige Höhepunktschauer sorgt.
So beginnt das Intro ebenfalls inhaltsecht mit der Feststellung eines Moderators: "You've Got Rock'n'Roll, R'n'B, Reggae, Some Hip Hop", und schwupps befindet man sich mittendrin im Opener "Fantastique", der vom Style her an Q-Tip zu besten ATCQ-Zeiten erinnert. Doch bereits auf "Call Me" zeigt sich K-OS von seiner souligen D'Angelo-Seite.
Sprich: mit warmer Stimme, die dich völlig umschließt wie der Blob, aber trotzdem Luft zum Atmen lässt. Das erste, absolute Hochgefühl stellt sich beim nächsten Stück "Heaven Only Knows" ein. Nur auf Akustikgitarren getragen, rappt und singt K-OS sich und seine Fans (jeder, der die Platte hört, wird zu einem) in luftigen Höhen. Unplugged kann so schön sein.
Zum Schluss gibt es übrigens noch einen superben K Dash Kemo-Remix von eben jenem "Heaven Only Knows", der mit live-eingespielten Instrumenten Ice Cubes Klassiker "It Was Good Day" aufs nächste Level hebt. Überhaupt zimmern und zelebrieren K-OS' Musiker einen Sound zusammen, der den Roots zur Ehre gereicht hätte. Ob Reggae-Rhythmen für "Superstarr PT. 1" Reggae, poppige Songwriter-Styles auf "Superstar PT. 2" oder ruhige R'n'B-Tunes für "Higher" oder "Masquerade", die pure Lust am Musizieren ist immer spürbar.
Lyrisch transportiert K-OS Wissen und Weisheit, wie man es von der Native Tongue-Bewegung gewohnt ist. Sein Flow und seine Skillz gehen in Ordnung, verlieren jedoch eindeutig gegen seine Gesangstalente. "Darf ich auf einem Hip Hop-Album auch singen?" Ja, lieber sogar als rappen.
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