laut.de-Kritik
Die wohlig tiefe Stimme der Kölnerin tänzelt flink über die Beats.
Review von Anastasia HartleibDie Kölner Musikerin Kaleo Sansaa hat sich auf "Solarbased Kwing" ganz und gar der Sonne verschrieben. Soundästhetisch glänzt der heiße Stern auf ihrem Debütalum allerdings erst mal durch Abwesenheit. Statt heiter wolkig wummert es - zumindest zu Beginn der Platte - düster aus den Speakern. Vernebelte Synth-Flächen schieben sich stoisch durch die Beats, während mal mehr, mal weniger präsente Snares und Melodien um sie herum wettern.
Bleiben wir zunächst bei der Soundästhetik. Auch wenn den Großteil der Beats im Trap-Bereich angesiedelt ist, gehören diese eher nicht zu den überdreht überladenen Varianten des Genres. Das passt: Auch Kaleo Sansaa outet sich als eher ruhige Zeitgenossin. Ihre dunkle, wohlig tiefe Stimme tänzelt flink über die Beats, ohne dabei je aufdringlich zu wirken. Und es passt durchaus ins Gesamtbild, ein kleiner Energieschub an der ein oder anderen Stelle hätte dem Album trotzdem nicht geschadet.
Denn zum gleichmäßigen Rap-Vortrag gesellt sich eine ziemlich ähnlich gelagerte Songstruktur, die "Solarbased Kwing" zusätzlich etwas Wind aus den Segeln nimmt. Der Großteil der Tracks beginnt mit einem geloopten Intro, über das Kaleo Sansaa mit ruhigem Sprechgesang anhebt. Danach nimmt der Beat Fahrt auf, und auch die Künstlerin verändert Rhythmik und Dynamik. Zwar hat jeder Song einen eigenen Charakter, doch in der Summe verschwimmen "Black Light", "Big Boy" oder "My Body, My Home" zu einer ruhigen und düster musikalischen Masse. Nicht uninteressant, aber doch ziemlich homogen.
Dabei zeigt Kaleo Sansaa, dass sie auch anders kann. Mit "Eat" bringt sie spürbar mehr Energie in die Platte: Kantiger, abstrakter und frischer im Auftreten als die vorherigen Songs glänzt der Text mit unterhaltsamen Spielereien: "Eat me now, I'm in the mood / eat me with some veg and fruit / promise I'll be really good / eat me with any purple fruit".
Danach kommt auf "Solarbased Kwing" endlich die Sonne ins Spiel. Während "WOTA" mit seinen hell schillernden Snyths noch die Dämmerung ankündigt, klingt "Holy Alliance" definitiv nach Sonnenaufgang. Die sanfte Rhythmik des Songs bietet eine klangvolle Basis für den verspielt kraftvollen Singsang Kaleo Sansaas - perfekt geeignet für die lebensbejahende Botschaft des Inhalts: "My rite of life, it's a holy alliance / I choose to feel, to give, to heal for it."
Mit "Flowa Powa" erreicht das Album seinen späten Höhepunkt, das dann doch noch den Sound bereit hält, den der Titel "Solarbased Kwing" eigentlich vermuten lässt: Energiegeladen und stolz auf die eigene afrikanische Herkunft platzt Kaleo Sansaa auf "Flowa Powa" fast vor Kraft, ohne dafür auch nur die Stimme erheben zu müssen. "Sweet life nectar, I've got the powa - flowa powa / I'm sweet'n'sour". Hoffentlich geht die Sonne nicht noch mal unter.
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