laut.de-Kritik
Ein Millionär hats schwer.
Review von Simon MüllerDer arme Kanye. Erst will MTV ihm seinen Award nicht verleihen, dann berauben ihn unerbittliche Reporter an Flughäfen seiner Privatsphäre. Als wäre das nicht schon genug, machen ihm auch noch herzlose Weibsbilder das Leben schwer. Scheinbar zweifelt der Superstar, ob der Preis des Erfolges nicht doch ein bisschen zu hoch ist.
Zum Glück aber hat er ein Millionenpublikum, bei dem er sich über seinen Gemütszustand ausweinen kann. In diesem Sinne ist "808's & Heartbreak" mit seinen größtenteils herzzerreißenden Balladen über unglückliche Liebschaften zu tragisch-emotional geraten, um wirklich Spaß zu machen.
Zur Single "Love Lockdown" gesellen sich thematisch ähnliche Titel wie "Heartless" und "Bad News", die allerdings wesentlich weniger Experimentierfreudigkeit zeigen und sich in handelsüblichem Liebesgejammer erschöpfen. Die einzige Gemeinsamkeit ist der allgegenwärtige Autotune-Effekt. Der bleibt einem übrigens auf keinem Song des Albums erspart, was mit der Zeit ganz schön an den Nerven zerrt.
Ähnlich schwermütig gestalten sich die diversen Tracks, auf denen Mr. West die Schattenseiten des Promidaseins besingt. "My friend showed me pictures of his kids, and all i could show him was pictures of my cribs", singt Kanye in "Welcome To Heartbreak". Tja, ein Millionär hats schwer.
Sogar das selbstbeweihräuchernde "Amazing" wirkt zu traurig um zu überzeugen. Der positive Vibe von Hits wie "Good Life" oder "Gold Digger" kommt während des ganzen Albums nicht ein einziges Mal auf.
Rein technisch betrachtet spielt "808's & Heartbreak" allerdings wie immer auf hohem Niveau. Abgesehen von dem schon erwähnten Stimmeffekt läuft Kanye keinen Trends hinterher, sondern kreiert sie vielmehr. In Sachen innovativer Produktion macht ihm kaum ein Kollege was vor. Die Palette reicht von klassischen Streichern und Pianos bis zu techno-ähnlichen Synthie-Sounds. Man braucht lediglich etwas Zeit, um sich in die teilweise fremdartige Soundwelt rein zu hören.
Dank Melodie- und Rhythmusgefühl liefert Kanye also eine musikalisch hochwertige Platte ab, deren Atmosphäre lediglich ein bisschen zu eintönig und schwermütig ist, um sie wirklich gut zu bewerten. Wer gerade ähnlich depressiv drauf ist, wird sie aber wahrscheinlich rauf und runter hören.
122 Kommentare mit 2 Antworten
Gutes Review!
Schade das nicht auf Lieder wie RoboCop und Streetlights eingegangen wird!
Ansonsten Nettes zwischenalbum von West!
kommt aber nicht an die Vorgänger ran! Auch wenn man sie eigentlich nicht mit 808 vergleichen kann!
beschissene rezension, wow, ein millionär mit depressionen...also wirklich, bitte..jetzt mal abgesehn von dem ganzen paparazzischeiß, der typ hat seine mutti und sein frauchen verloren, da kann man doch ma ein bissi depri sein...und abgesehen davon, dass nich immer alles friede freude eierkuchen sein kann, spricht der typ (mehr oder weniger)millionen aus der seele...und auf die besten tracks (see you in my knightmares, paranoid oder say you will) wird auch nicht eingegangen...3 von 5 is aber dennoch richtig...
kann mal einer erklären, warum alex engelen nicht auch diese review geschrieben hat.
album hab ich durchgeskippt.. katastrophal.
gerade zufällig nach my dark twisted fantasy auf spotify gehört. wie kann sowas 3 punkte bekommen
Das frage ich mich auch. Kanye West wird sich freuen, mit drei Punkten davon gekommen zu sein. Verdient hat er davon keinen einzigen. Im Gegensatz zu Rammstein mit ihrer neuen atemberaubenden Doku "Rammstein in Amerika". Hast du sie dir schon angesehen? Genial, oder?
Dero, nein hab ich nicht geshen. und geb ich auch sicher kein Geld dafür aus! wann bringt ihr sowas raus 'Oomph in Amerika and in Asia and in overall', da würd ich sogar einige zum Verschenken und als Reserve dazukaufen....
Bäh! Ungehört 2/5. Love Lockdown ist zwar nervig-interessant, aber dann reichts auch.
5/5 weil Kanye.