laut.de-Kritik
Jack Whites Model-Gattin versucht sich als Sängerin.
Review von Giuliano BenassiModel versucht sich an Musikkarriere. Ein Experiment, das meist schief geht, denn entgegen weitverbreiteter Meinungen ist die Qualität der Darbietung wichtiger als das Erscheinungsbild. Die Aussichten auf Erfolg erhöhen sich allerdings, wenn sich die Schönheit einen bekannten Mentor sucht, der ihr eine gewisse Glaubwürdigkeit verschafft.
Das gelang Carla Bruni mit Louis Bertignac, nun versucht es Karen Elson mit einem noch viel berühmteren Namen: Jack White. Der macht 48 Stunden am Tag Musik und schafft es daher, drei Bands gleichzeitig zu betreuen: Neben den White Stripes die Raconteurs und The Dead Weather. Fürs Produzieren ist nebenher auch noch Zeit, siehe Loretta Lynn und nun vorliegendes Album.
Dabei ist White mit einem glücklichen Händchen gesegnet, denn meistens ist das Ergebnis durchaus hörenswert. Seine feuerrote Gattin bettet er in ein morbides und leicht scheppes Klangkorsett, das dem Titel des Albums entspricht. Orgeln und Gitarren bestimmen die ersten Stücke und erinnern an die Doors. Ein Grundelement, das sich über das ganze Album zieht, wobei auch Erinnerungen an Nancy Sinatra zu den Zeiten Lee Hazlewoods aufkommen.
Elson besitzt eine erstaunlich ausdrucksvolle Stimme und haucht sich nicht ungelenk durch die Stücke wie die französische Kollegin, die jetzt auf Präsidentengattin macht. Das liegt daran, dass Elson seit Mitte des Jahrtausends mit einer Cabaret-Truppe in New York auftritt und deshalb durchaus als Vollblutmusikerin durchgehen darf. Was sich auch daran zeigt, dass die Stücke mit einer Ausnahme allesamt aus ihrer Feder stammen. Live tritt sie alleine mit Gitarre auf.
Blubbern in den ersten drei Stücken noch die Orgeln, während Ehemann Jack ordentlich auf die Trommeln haut, bietet "Lunasa" mit einer einfachen Gitarre und einer Geige Folk-Stimmung. Wie aus den 30er Jahren klingt dagegen das mit Klavier ausgestattete "100 Years From Now", das mit heulender Säge Marlene Dietrich-Flair versprüht. Die Balladen "Stolen Roses", und "Cruel Summer" könnten dagegen direkt aus den Appalachen stammen. Wie auch "The Birds They Circle In The Sun", das aber schon wieder in Richtung Hazelwood mit einem Hauch Prog Rock geht.
Was Jack White anfasst wird meist zu Gold. Zumindest wenn es sich um Musik handelt. In diesem Fall allerdings nicht durchgehend. Die unsentimentale Stimme seiner Gattin in morbide Atmosphären zu tauchen zahlt sich insofern aus, als dass sie entsprechend in die Kamera blicken kann. Vollständig nimmt man ihr das aber nicht ab, weshalb das Album stellenweise künstlich wirkt.
3 Kommentare
gefällt mir - erinnert stark an Nick Cave.
Jop. Auf jeden Fall hörenswert.
so nach ein paar Monaten ist das Ding immer noch aktuell und für mich eines der besten Alben 2010 bisher.