laut.de-Kritik

Wie ein Flashback in die Jugend.

Review von

Diese Kombination aus hölzern wippendem Bass, Schlagzeug und in den Beat hineingespuckten Gitarren verlangt nach Bewegung von Kopf und Beinen. Schon der Einstieg "Ist Es Das Was Du Wolltest" saugt den Hörer auf Anhieb tief in diese Mischung aus tanzbaren Indie-Pop-Songs und plakativen Melodien.

Die Kölner Band Karpatenhund hat im Vorfeld der Veröffentlichung ihres ersten Albums Marken gesetzt. Eine EP erschien, der Plattenvertrag folgte auf dem Fuß – schließlich landete die erste Single "Gegen Den Rest" im Vorspann einer ARD-Serie. Aus diesen Wegweisern lassen sich Erfolgsgeschichten stricken. Die Single klingt wie der klassische Freundschaftsschwur – bei rotzigen E-Gitarren, Handclaps und Uh-Uhhh-Uhhh-Chören geht es um Zusammenhalt und das Einstehen füreinander: wir-gegen-alle-Pathos. Tanzbar ist es obendrein, obwohl dieser Song, wie auch einige der anderen, live wesentlich weniger zahm rüberkommen.

"Eigentlich Wollte Ich Mich Nicht Mehr Verlieben" ist mit seinen plärrenden Gitarren und dem stetig zum Arschwackeln auffordernden Rhythmus ein potentieller Indie-Disco-Hit. Etwas deplaziert wirkt dagegen der Text von "Nicht Wirklich Glücklich", die Aussagen von Musik und Text passen nicht so richtig zusammen. Beschwingt wippende Musik - dazu verkündet Sängerin Claire Oelkers Zeilen gespickt mit Selbstzweifel.

Die Musiker bieten liebliche Melodien und tanzbare Rhythmen auf - eben clevere Popsongs, die man irgendwoher zu kennen glaubt. Während manche die Musik des Karpatenhund-Quintetts für kalkuliert halten, meinen andere einfach lässige Popsongs zu hören.

Kein Song scheint aus Verlegenheit auf "Karpatenhund #3" gelandet zu sein. Die Band weiß, was sie kann und das setzt sie auch konsequent um. Vieles ist nicht die Neuerfindung des außergewöhnlichen Tons und einiges ist durchaus vorhersehbar. "Karpatenhund #3" ist aber auch ein Album, mit dem man eine unbeschwerte Zeit verbringen kann: Es ist wie ein Flashback in die Jugend, als man im Drei-Mann-Zelt eines Ferienlagers wegdämmern konnte – mitten in einer Fünf-Freunde-Folge.

Trackliste

  1. 1. Ist Es Das Was Du Wolltest
  2. 2. Zusammen Verschwinden
  3. 3. Gegen Den Rest
  4. 4. Nicht Wirklich Glücklich
  5. 5. Ich Will Dass Du Bleibst
  6. 6. Tag Der Nicht Vergeht
  7. 7. Szene 1
  8. 8. Kein Wort Mehr
  9. 9. Eigentlich Wollte Ich Mich Nicht Mehr Verlieben
  10. 10. Stunts
  11. 11. Für Immer
  12. 12. Oh Ja

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LAUT.DE-PORTRÄT Karpatenhund

Die Geschichte von Karpatenhund beginnt 2004 auf einem David-Hasselhoff-Konzert, wenn man den Erzählungen der Kölner Band Glauben schenken möchte.

64 Kommentare

  • Vor 17 Jahren

    @sinisterchica88 (« ich frag mich ob EMI auch wohlwollende Worte von diversen Journalisten kaufen kann, denn das Album ist Dreck und x-beliebig mit jedem anderen deutschen Retorten-Rock-Erguss austauschbar und wird auf vielen Plattformen in den Himmel gelobt?! »):

    möchtest du uns geneigten Mitlesern auch noch offenbaren was genau dir an dem Album #3 nicht gefällt?
    Nur mies machen kann jeder...

  • Vor 17 Jahren

    ui - hier gehts aber rund - da muss ich mich als Mitleser ja glatt mal einmischen: Warum nur werden Bands mit grossen Labels im Rücken oftmals gleich kategorisch abgelehnt? Dass das Album #3 schlecht ist, kann am persönlichen Geschmack gemessen legitim sein. Dann sollte man das aber auch so schreiben. Ich bspw. finde auch die meisten Beatles-Platten schlecht - aber nicht aus objektiver Sicht sondern einfach nur, weil es nicht mein Ding ist. Aber ich würde mich mit dieser Meinung niemals erdreisten, Kritikern oder Journalisten, die diese Alben als "beste aller Zeiten" mit derartigen Argumentationen zu entgegen und zu schreiben, dass sich die Labels die Kritiken erkaufen. Warum? Weil es mehr als unsachlich ist und ein falsches Bild auf den / die Künstler wirft.

    Zum eigentlichn Thema: Ich mag das Album #3 auch sehr gern, da es frisch ist, da es ANDERS ist (auch, wenn hier ein paar Leute aufgrund ein paar Soundschnipseln der Meinung sind, dass das wohl nicht zutrifft) und da es endlich mal wieder ein Album ist, das keine Kompromiss-Songs bzw. Lückenbüsser enthält. Karpatenhund zeigen, dass sie textlich kaum schlagbar sind und live legen sie sogar nochmals eins drauf. Ich bin überzeugt davon, dass die in kurzer Zeit gross werden. Dann gehen natürlich wieder die Mainstream-Diskussionen los: Was erfolgreich ist, kann ja nur scheisse sein - aber das geht in dem Fall ja jetzt schon los...

  • Vor 17 Jahren

    Ola!
    Endlich mal jemand der sich scheinbar mit dem Album und auch der Band näher beschäftigt hat und nicht nur heiße Luft von isch gibt, bzw. einfach nur mal drauf haut.

    @Southside
    hast du KH schon mal live gesehen? Spätestens da wird einem nämlich klar dass sie sich ihren Plattenvertrag echt verdient haben und nicht nur von der Plattenindustrie gepusht werden.