laut.de-Kritik
Kylie für Prüde?
Review von Joachim GaugerSeit ihrem Comeback mit "Light Years", spätestens aber seit dem Nummer eins-Hit "Fever" gilt Kylie Minogue ja als spärlich bekleidete Königin des Dance-Pop. Doch nun bekommt die australische Disko-Queen mit Kate Ryan ernsthafte Konkurrenz: in unseren westlichen Nachbarländern feiert die Belgierin bereits große Erfolge.
Die Single "Désentchantée" hat auch in Deutschland bereits ihr Publikum gefunden und das ist kein Wunder. Denn Kate kontrastiert nach einer liedhaften Einleitung die einfachen Beats gekonnt mit einer sanften und ausdrucksstarken Chanson-Stimme, der man anhört, dass sie in vielen Auftritten geschult wurde. Vom gängigen Muster unterscheiden "Désentchantée" aber auch die traurigen Texte, die vom Ausgebranntsein und nicht mehr leben Wollen handeln. Melancholische Stimmung verbreiten dazu dunkle Keyboardflächen, die eher nach Orgel als nach Streichern klingen.
Während das englisch gesungene "UR (My Love)" eher von der Stange kommt, kann Kate Ryan in "Mon Coeur Résiste Encore" und "Libertine" wieder mit einer recht fetten Produktion und ihrem perfekten Französisch punkten. Besonders in "Libertine" zeigt die 22-Jährige, wie sehr sich diese Sprache doch zum Schäkern eignet, wenn sie kieksend das kleine Mädchen gibt.
Auch in der Folge gelingt ihr die Balance zwischen Massentauglichkeit und Anspruch immer wieder recht gut. Während "So In Love" wahrscheinlich erst in der Großraumdisse richtig wirkt, nähert sich "Free Your Mind" so entschieden dem House-Tempo, dass man den Mut zur Vielfalt, der das möglich machte, fast bewundern will. Zumal Kate Ryan mit "Head Down" sogleich wieder eine ebenso rasante wie imposante Kehrtwendung ins Morissette-Lager vollzieht. Und gerade wenn man glaubt, jetzt habe die Ryan aber ihr Pulver wirklich verschossen, überrascht sie auf eine Neues, wie etwa mit "Got To Move On", das den Dancehall diskokompatibel macht.
Bange macht allerdings das Echo, das der Newcomerin aus den frisch gegründeten Fanpages (www.kateryan.de) entgegen schallt. "Hy Kate du siehst echt toll aus und deine Ausstrahlung ist erste Sahne", heißt es da, und: "Du bist echt eine geile Schnecke". Wenn das alles ist, worauf es ankommt: Punktabzug für prüdes Outfit!
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