laut.de-Kritik
Behäbige Songs zwischen Dub, Dancehall und Elektro.
Review von Philipp SchiedelSeit mittlerweile sieben Jahren spuckt Miguel DePedro a.k.a. Kid 606 seine musikalischen Ideen in einem rasanten Tempo hinaus. Hier eine 12", dort ein Album und immer wieder gerne auch ein Remix machen seinen Output so vielseitig wie unüberschaubar. Ob Reggae, Punk, Techno oder Hip Hop: kaum etwas wurde nicht von ihm zerfleddert und wieder zusammengesetzt.
Trotz dieses wahnsinnigen Ideenflusses hat das Kind immer noch Sachen in der Grabbel-Kiste liegen, die bis jetzt auf keinem seiner Alben ihren rechten Platz gefunden hatten. Diese Songs haben auf "Resilience" nun ihren großen Auftritt.
Ungewohnt entspannt geht DePedro auf diesem Werk zur Sache. Von Zerhacken und Zerstören ist nicht viel zu spüren. Die totale Dekonstruktion – seine Vorzeigetechnik, die ihn berühmt machte - kommt hier kaum zum Zuge. Dafür lässt er die Songs nun behäbig zwischen (Dancehall)-Dub und Elektro plätschern, ohne dass viel Aufregung aufkommen würde. Es bummt müde und klickt langsam im Takt. Das ist schön, aber ehrlich gesagt kaum der Rede wert.
Denn ohne Ecken und Kanten ist Kid 606 nur ein weiterer monotoner Frickler, der minutenlang ideenlos durch seine elektronische Musik bummelt. Überraschungen spielen auf "Resilience" keine Rolle. Uninspiriert düdelt die Maschine vor sich hin. Nichts sticht heraus, nichts überzeugt so richtig. Ganz im Gegenteil. Wenn das ur-englische Elektro-Label Warp heutzutage lieber Bands wie die stillen Gravenhurst oder die schicken Maximo Park veröffentlicht, weiß man, warum Tracks wie "Banana Peel" mit ihrer Frühe-90er-Elektro-Attitüde inkl. Strandfeeling in diesen Zeiten nur noch auf taube Ohren stoßen. Solcher Sounds ist man inzwischen überdrüssig.
Natürlich punktet das Kind mit einigen kleinen Soundspielereien noch solide, doch tritt er diese meistens aus, bis die Langweile kein Ende mehr sieht. Fehlte den anderen Kid 606-Releases dann doch immer noch das Quäntchen zum Klassiker, so darf man sich dieses Album als eine Aneinanderreihung von genau jenen mittelmäßigen Tracks vorstellen, die das große Werk immer verhinderten.
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