laut.de-Kritik
Believe the Hype: Viel mehr als nur ein Strokes-Plagiat!
Review von Martina KellnerWas haben die Dinslakener Kilians mit Heinz Rühmann und Harald Juhnke gemeinsam? Die Liebe zu dreckiger, garagiger Rockmusik vielleicht? Eher unwahrscheinlich, aber darauf will ich auch nicht hinaus. Dem geschulten Kilians-Fan fällt die Antwort leicht: Es ist das Faible für Carl Zuckmayers "Der Hauptmann von Köpenick". Rühmann und Juhnke spielten den Hauptmann, die Kilians lasen das Stück im Unterricht, begeisterten sich für die Figur "Kilian" (den devoten Diener des Bürgermeisters) und benannten sich kurzerhand nach diesem. Und noch eine Gemeinsamkeit gibt es, schließlich waren Rühmann und Juhnke bedeutende Entertainer und auch die Kilians haben sich ganz der Unterhaltungsbranche verschrieben – alle(s) im Dienste des Publikums also.
Mit "Kill The Kilians" enttäuschen die Ruhrpott-Jungs ihre Zuhörerschaft auch nicht! Im Gegenteil, das Debüt überzeugt auf voller Strecke, strotzt vor Hitqualität, schreit fast schon nach Hysterie und Hype! Furchtlos, frech, beherzt, hungrig, gierig, selbstbewusst – "Kill The Killians" ist alles andere als ein vorsichtiges Rantasten an potentielle Fans und Kritiker. Ganz ehrlich, was die Newcomer da vorlegen gefällt nicht einfach nur, es reißt mit und klingt fast schon erschreckend professionell. Von ruhigen Indie-Schmankerln bis zum harten fucking Rock ist alles dabei, gut sortiert und fein gemischt.
Wer den Kilians den Strokes-Plagiat-Stempel aufdrückt, liegt dagegen völlig falsch. Was nicht heißen soll, dass keine musikalische Verwandtschaft zum New Yorker Fünfergespann besteht. Tracks wie "Something To Arrive" oder "Dizzy" erinnern nicht nur gesanglich an die Strokes. Auch "When Will I Ever Get Home" reiht sich hier ein und lockt mit eingängigem Refrain im Neo-Garagerock-Gewand. Die Dinslakener allein auf die Parallelen zur Strokes-Schule zu reduzieren wäre bei all der Vielschichtigkeit ihrer Arrangements dennoch zu kurzsichtig.
Hier und da klingen auch bluesige Akkorde an, ab und an überwiegen dann doch wieder poppigere Melodien ("Sunday", "P.L.E.A.S.U.R.E."). In "Little Billie, Little Brother" dominieren Mundharmonika und griffige Gitarren. "Inside Outside" überrascht zudem mit skalastiger Untermalung und beweist, welche stilistische Vielfalt in "Kill The Killans" steckt. Im höchst rockigen "Fight The Start" zitieren die Kilians sogar A Tribed Called Quests "I Left My Wallet in El Segundo" und man entdeckt mehr und mehr, dass diese Platte mit einer Fülle kleiner, amüsanter und ideenreicher Details gespickt ist, die es nach und nach aufzuspüren gilt. Ein einziger Hördurchgang reicht hier bei weitem nicht aus, um die Reichhaltigkeit und Vielfalt Kilians'scher Songschreibe zu ergründen, soviel steht fest.
Fast schon zu abrupt werfen uns die Kilians dann mit "P.L.E.A.S.U.R.E" aus diesem Hörvergnügen. Nicht, dass die 13-Song-LP etwa zu kurz wäre, nur kommt sie derart verlockend und verführerisch daher, dass man als Hörer gierig nach mehr schmachtend zurückbleibt. Auf keinen Fall enttäuscht, sondern in freudiger Erwartung sozusagen! Auf das der CD-Player noch lange durchhält und die Dinslakener haufenweise neues Material nachschieben. Wie war das noch mal gleich mit dem Album-Titel? Kill The...? Ach egal. Ist ja auch nur ein Titel.
63 Kommentare
ich glaube diese Platte wäre es wert zu hören
kenne die Jungs nur live und da sind sie schon toll
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MEin Musikbudget ist für diesen Monat erschöpft...wird wohl erst nächsten Monat was
Naja, die Platte ist schon cool, klingt aber wirklich wie ein Album von the Strokes
oooff...genial!