laut.de-Kritik
Dave Grohl trommelt die alten Recken zu ihren Punkwurzeln.
Review von Daniel StraubEin Vierteljahrhundert umfasst die Bandgeschichte von Killing Joke bereits. Höchste Zeit sich aufs Altenteil zurückzuziehen, ist man geneigt zu sagen. Und irgendwie hatten sich die alten Recken ja auch schon fast in die Rente verabschiedet. Volle acht Jahre sind seit dem letzten Longplayer "Democracy" ins Land gegangen und die Hoffnungen auf eine Wiederauferstehung schwanden mit jedem Tag. Nun überraschen Killling Joke mit einem neuen Album, das es in sich hat.
"Killling Joke 2003" lautet der spartanische Titel, hinter dem sich 55 Minuten Rock'n'Roll satt verbergen, die so klingen, als hätten die Jokes den ewigen Jungbrunnen entdeckt. Nicht ganz unschuldig am jugendlichen Sound dürfte die Frischzellenkur sein, der sich die Band für ihren neuen Longplayer unterzogen hat. Neben den drei Gründungsmitgliedern Jaz Coleman (Gesang), Youth (Bass) und Geordie (Gitarre) trommelt auf "Killing Joke 2003" der bekennende Fan und Foo Fighters-Frontmann Dave Grohl. Was die Queens live bereits wie von einem anderen Stern klingen ließ, funktioniert auch bei Killing Joke bestens.
Gnadenlos treibt die Rhythmusmaschine Grohl vom ersten Takt an die Songs nach vorn und verstärkt damit noch den manischen Charakter, der jedem KJ-Release wie eine Klette anhaftet. Da sind sich die Jungs über die Jahre selbst treu geblieben. Und die dunklen Nebel apokalyptischer Schreckensszenarien von einst blasen Killing Joke 2003 mit einem Sturm aggressiven Powerrocks mühelos weg. "Implant" mag als eines von vielen Beispielen für die neu gewonnene Härte dienen, die sich bei Ministry oder Nine Inch Nails in bester Gesellschaft fände.
Erstaunlich straight kommen Killing Joke daher. Das überrascht ein wenig, da die Band niemals einen Hehl aus ihrer Nähe zu psychedelischen Arrangements gemacht hat. Der Hang zum Epischen kommt bei aller Direktheit trotzdem zu seinem Recht. Lediglich zehn Tracks enthält die Platte und bringt es doch auf knapp eine Stunde Spielzeit. So können sich Tracks wie "Loose Cannon" entwickeln, das nach druckvollen Stromgitarrenriffs in der Mitte des Songs das Tempo herausnimmt und damit Raum für viel Melodie schafft. Ein Höreindruck, den die ersten vier Groovegranaten erst gar nicht aufkommen ließen. Kaum begonnen, neigt sich die Verschnaufpause mit "You'll Never Get To Me" aber auch schon wieder ihrem Ende zu.
Bremsen ist die Sache von Killing Joke nicht. Mit ihrer neuen Platte proklamieren sie den Rückgriff auf ihre Punkwurzeln, die von Chili Peppers-Produzent Andy Gill produktionstechnisch auf den neuesten Stand gebracht wurden und in Verbindung mit Grohls beispielloser Drumorgie nach vorne drücken, dass es eine wahre Freude ist. Damit dürfte die Tour der Engländer zu einem der Konzerthighlights des Herbstes werden, auch wenn mit Motörhead die Konkurrenz ebenfalls nicht schläft.
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