laut.de-Kritik
Hart, laut und Stimmband-sprengend.
Review von Yan TemminghoffDas achte Album des Hardrock-Exports aus dem schwäbischen Burladingen beinhaltet zwölf Songs, die allesamt auf die zwölf gehen. Geriet der Vorgänger "Not The End Of The Road" melancholischer, wie ein Ritt auf einer Harley gen Sonnenuntergang, zwirbelt Kissin' Dynamite-Fronter Hannes Braun seinen 'imaginären' Schnauzer und geht mit "Back With A Bang" ins pralle Sonnenlicht.
"Raise Your Glass" hebt die Hooks in den Hardrock-Himmel. "Learn To Fly" ist die schwäbische Antwort auf Van Halens "Jump", Ohoho-Chöre inklusive. "The Devil Is A Woman" lädt zum Mitsingen und Diskutieren ein. Zumindest steckt bei Kissin' Dynamite der Teufel nicht im Detail.
Auch die Vorbilder zitiert das Quintett ohne Umschweife. Das mit einem zittrigen Eighties-Piano startende "Queen Of The Night" lockt selbst die ergrautesten, den Achtzigern nachtrauernden Bon Jovi-Fans. Ein Schelm, wer nicht an "Runaway" denkt. Die Talkbox kommt auch bei "More Is More" zum Einsatz.
Hier gibt es Rock in der reinsten Form: hart, laut und Stimmband-sprengend. Mit Herz und Hirn angebahnt und aus der Hüfte geschossen. Spare in der Zeit, dann hast du in der Not? Die Schwaben verschwenden keine Sekunde, haben trotzdem ein Händchen für einige Sound-Schmankerl. Im himmlischen "The Best Is Yet To Come" sorgt eine Orgel für die erbaulichen Momente, während das noisige Gitarrensolo in "The Devil Is A Woman" wie Morello quietscht und sägt.
Wer den Titel "I Do It My Way" hört, hat direkt Frank "The Voice" Sinatra im Ohr. Braun und Co. schwingen hier das Tanzbein à la "Time Of My Life" und laden zum Feuerzeug zücken, anzünden und schwenken ein. In "Iconic" watet die Gruppe knietief durch die Synthie-Sümpfe der Achtziger und wartet mit einem tollen Refrain auf, der in den Harmonien verdächtigt an Duran Durans Meisterwerk "Ordinary World" erinnert, während die Strophen an Falcos "Rock Me Amadeus" gemahnen.
Its A Long Way To ZZ Top? Der Schunkel-Rock-Rhythmus von "When The Lights Go Out" hat einen ellenlangen Bart. Mit der Folk meets Country-Nummer "Not A Wise Man" bringen die Schwaben das sokratische Credo "Ich weiß, dass ich nichts weiß" in ein fassliches Akustik-Format. Ein besinnlicher Abschluss, zu dem es sich herrlich die Lampen dimmen lässt.
2 Kommentare
Interessant: Die Assoziationen des Autors (Van Halen, Bon Jovi, Duran Duran) habe ich gar nicht. Klingt eher nach glatt polierten Pretty Maids. Keine verkehrte Platte, handwerklich gut gemacht. Ab und zu noch mehr von der Bremse und eine Prise roughness hätten aber gut getan.
KLingt wie ne mindestens 4 Punkte review und dann kommen drei raus.Muss man nicht verstehen Euer System (sofern es eines gibt)