laut.de-Kritik

Das Berliner One-Hit-Wonder kann's auch über Albumlänge.

Review von

Drei Jahre ist es her, dass der Name Kissogram sich mit funkigem Vierviertel-Beat bei den Clubgängern ins Gedächtnis hämmerte. "If I Had Known This Before" war einer jener Tracks, der innerhalb kürzester Zeit per Abstimmung auf dem Dancefloor zum Klassiker erklärt wurde. Danach verschwanden Kissogram wieder von der Bildfläche, um nun im Herbst 2004 mit ihrem ersten Album "The Secret Life Of Captain Ferber" endlich wieder ein Lebenszeichen von sich zu geben.

Dabei gehen die beiden Berliner Jonas Poppe und Sebastian Dassé glücklicherweise nicht den einfachen, weil vorgezeichneten Weg. "If I Had Known This Before", das Universal-Argument, die Geheimwaffe eines jeden Promoters, darf von Kissogram anno 2004 unangetastet sein Dasein als großer Electro-Track genießen. Niemand, der ihn künstlich ins Rampenlicht zerren wollte, um ihn Jahre nach der Veröffentlichung einer Zweitverwertung zuzuführen.

Das beschert Kissogram einen dicken Sympathiebonus, noch ehe ein Song von "The Secret Life Of Captain Ferber" erklungen ist und ebnet gleichzeitig den Weg für ein Album, das nur wenig mit ihrem großen Hit gemein hat. Natürlich bedienen einzelne Tracks die 80er Retro-Schublade. Allen voran "Teenage Dance", das genauso gut aus der Feder von Trans X stammen und zwanzig Jahre auf dem Buckel haben könnte.

Derartige Frontalangriffe auf die Tanzfläche sind auf "The Secret Life Of Captain Ferber" aber deutlich in der Unterzahl. Bei den allermeisten Stücken überwiegt eine deutliche Portion wavig verspielte Naivität, die den Fokus weg von den immer noch sehr tanzbaren Beats hin zur melodischen Ader von Kissogram lenkt. "My Friend Is A Seahorse" breitet die kuschelig warme Bettdecke vor einem aus und lädt zum gemütlichen Homelistening bei Kerzenschein ein.

"Cool Kids Can't Die" darf im Anschluss so richtig nach vorne rocken und braucht sich vor Miss Kittins "Professional Distortion" bestimmt nicht zu verstecken. Weit versöhnlichere Töne schlägt die üppig mit Streichern bedachte Ballade "Sad Boy" an und zeigt damit, dass Kissogram sich nicht allein auf die Clubkultur versteifen möchten, auch wenn die straight kickende Bassdrum noch immer hoch im Kurs steht bei Jonas Poppe und Sebastian Dassé.

Trackliste

  1. 1. Forsaken People Come To Me
  2. 2. My Friend Is A Seahorse
  3. 3. Owda Awda (Back Johnny Back)
  4. 4. Cool Kids Can't Die
  5. 5. Sad Boy
  6. 6. Bloody Collar Shadow Man
  7. 7. Falling Star
  8. 8. Cheyenne
  9. 9. Girl In My Shower
  10. 10. Teenage Dance
  11. 11. I Wanna Be My Man
  12. 12. Winter Eyes

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