laut.de-Kritik
Nix Miau. Einfach nur Au.
Review von Karim ChughtaiWenn die nährende Aggro-Berlin Zitze keine Milch mehr spuckt, muss sich Kitty Kat, einst als First Lady des deutschen Rap gepriesen, eben selbst um Nachschub kümmern. Katzen landen bekanntlich sowieso immer auf den Beinen. Ohne die Fürsorge und Orientierungshilfe seiner Mutter klatscht dieses Kätzchen allerdings vollkommen ungebremst auf den Asphalt.
"Pink Mafia" nennt sich der Absturz. Ein vollgesabbertes Wollknäuel stupider 08/15-Billo-Beats, inhaltlicher Stagnation, textlicher Unbeholfenheit und von pseudo-straßentauglichem Labeling (von Urban, Hip Hop, gar Rap ist die Rede) für Kastrationen aus Dance, Electro und Pop.
Im sympathischen Gespräch mit laut.de zitierte die Rapperin jüngst Einflüsse aus der Clubszene Englands. Leider war London in punkto Underground wohl nicht ganz eindeutig (Tipp: Ist er beschildert, stimmt was nicht). Das ist kein Insel-Sound. Das ist billigster Pop. Und der gleicht ungefähr dem Katzenklo von Lady Gaga, Ke$ha, Rihanna und Will.I.Am.
Allesamt bequeme Tiere, die zum Herumlungern gerne die sicherste Bank der Drum Machine wählen. Mit Sing Sang, Autotune-Gejaule, ambitionsloser Songstruktur und Synthie-Tollwut. Gern +120 BPM. Das groovt. Dazu swingt die Szene. Das ist der Kodex der Großraum-Disco. Hier stellt sich auch die selbsternannte Pink Mafia jede Woche aufs Neue an. Auch wenn sie nur Einlass in der lokalen Festhalle zur Sparkassen-Jugend-Disco erhält. Der Gedanke zählt.
So auch in der Inszenierung einer ach so toughen und emanzipierten Frau, die in der Männerwelt locker mitfaucht. Wer den Rücken des geplagten Gender-Gauls letztlich zu Grunde reitet, ist Kitty Kat selbst wohlgemerkt. Tracks wie "D.I.V.A." oder "Mörderpuppe" ("Lange Haare, geiler Hintern, ich kann mit den Wimpern klimpern..") sind daher so unnötig und hohl wie Kratzbäumchen für Hunde. "Jungs mit meinen Stylez kalt zu machen“ könnte ebenso problematisch werden, wenn Chefket den einzigen Glanzpunkt des Albums setzt.
Aber wer braucht schon Glashäuser wenn er doch Steine hat. Und was tun, schließlich machen Foxy Brown und Nicki Minaj ebenfalls auf geile Sau.
Entgegen einer Catwoman wirft die ehemalige Aggro-Dame lieber in Riddler-Manier mit Rätseln um sich. Leider nicht ähnlich tiefinnig. Das ist eben Trockenfutter für die Armee von Mini-Teenage-Kätzchen, nichts für Hip Hop, nichts für Teilnehmer jenseits der fortgeschrittenen Pubertätsphase. Dem fragwürdigen Klientel serviert man einfach Updates irrelevanter Party-Anekdoten ("Endgeil") wie oberflächlicher Beziehungsdramen ("Was Wäre Wenn", "Nie Geliebt") im Napf. Zwar stellenweise wirklich ehrlich ("Verzeih Mir", Hut ab), aber sonst leicht aufgesetzt und unnötig erzwungen. Gute Laune-Tanzmusik, die eigentlich so kritisch und weltverbessernd ("Kinder Dieser Welt") dahersäuseln mag.
Liegt endlich einmal ein ordentlicher Beat vor ("Jag Ihn Hoch"), wirft ihn die Augsburgerin aufgrund ihrer lyrischen Leichenstarre arglos fort. Auch "Kriegerin“" besitzt mit seiner Galeere-treibenden Bassdrum Potential, bliebe er instrumental. Stattdessen bietet sich dieser Auszug der Hook: "Kriegerin/ Tigerin/ Siegerin/ wie der Wind". Bitte! Alles viel zu sorglos und hektisch verarbeitet. Hätte eine echte Katze, fauchend, alleine 16 Bars als Feature übernommen, stünde es im direkten Battle 1:0 für das Tier.
Zu guter Letzt noch die geballte Power Missstand, Schrecken und Übel dieser Welt vereint, "Was Bringt Unsere Liebe Um" mit Xavier Naidoo. Das schließt treffend mit den Worten: "es weht ein harter Wind in unserem Land". Danke, gleichfalls. Der zuvor formulierte Lebenstipp ("Gib deinem Herz doch einen Stoß") wird ebenfalls berücksichtigt, versprochen. Dann besser ausschalten. Denn ein Bonus Track ist nicht zwingend immer ein Bonus.
Statt Miau fällt mir nicht mehr ein als Au. Glücklicherweise hat sich Kitty Kat schon zuvor mit dem (auf die Fresse) fliegen Üben befasst.
29 Kommentare
Die Musik mag zwar scheisse sein, der Rezension merkt man aber an, dass der Verfasser noch nicht lange dabei ist. Kursivschrift nach dem Zitat vielleicht wieder weglassen . Und: "Aber wer braucht schon Glashäuser wenn er doch Steine hat. Und was tun, schließlich machen Foxy Brown und Nicki Minaj ebenfalls auf geile Sau." hä? Ansonsten geb ich mal Recht.
Ja, einige oberflächliche Schwächen des Autors, aber das ist eigentlich auch ziemlich egal. Inhaltlich stimme ich der Review voll und ganz zu.
Ja, einige oberflächliche Schwächen des Autors, aber das ist eigentlich auch ziemlich egal. Inhaltlich stimme ich der Review voll und ganz zu.
@craze: lass dich mal lieber wieder im forum blicken, anstatt hier über die pimperliese zu schludern
Die Rezension war nicht besonders hilfreich. Man muss nicht immer alles schlecht machen nur weil man es nicht mag, sonder man kann auch schreiben das es jeder selber entscheiden muss ob man Kitty Kat hören will oder nicht! Jeder Mensch hat igendetwas was ihm nicht gefällt. Kitty Kat ist vielleicht nicht die Beste aber sie gibt sich mühe und das allein sollte man schon schätzen, versucht doch mal selber ein Album herauszubringen! Kitty Kat ist halt anders als andere Stars / Rapper sie will ihr eigenesding machen, sie will das man sie sieht und nicht jemand anders. Das ist meine Meinung zu diesem Thema.
Eine Künstlerin mit Majorlabelvertrag besser bewerten, weil sie sich "Mühe" gibt? Das entbehrt in meinen Augen jeder Logik.
Und wenn sie sich mit ihrem Zeug so sehr versucht, dem Mainstream anzubiedern, dann hat das mit "eigenem Ding" auch nicht viel zu tun. Und da ist es egal, was ihr ihr Manager gerade für vorgefertigte Antworten auf Interviewfragen in den BH gesteckt hat: Das Album ist nicht das Erzeugnis einer selbstbewussten Frau, die einfach Bock hat, ihr Ding zu machen. Das ist auf Massenkompatibilität getrimmter, seelenloser Mist.
Und Reviews können niemals neutral sein, wie soll man Musik, Kunst im Allgemeinen, neutral bewerten?
Guter Rat, der hier schon des öfteren im Forum von verschiedenen Seiten fiel: Wer will, dass die Musik, die er/sie gerne hört, in den Himmel gelobt wird, sollte die Pressetexte der Plattenfirma lesen.