laut.de-Kritik
Alte Rave-Schule neu aufgelegt.
Review von Daniel StraubAuf dem internationalen Parkett haben sich Kraak & Smaak gleich mit ihrem Debütalbum "Boogie Angst" einen sehr guten Ruf erspielt. Seit 2005 haben die drei Holländer deshalb so ziemlich überall auf der Welt gespielt, wo gerne unter freiem Himmel getanzt wird. Zudem ging es im Vorprogramm der Stadion-Raver von Faithless auf Tournee. Jetzt erscheint mit "Plastic People" das zweite Album von Kraak & Smaak, das zeigt, dass der Erstling alles andere als eine Eintagsfliege war.
Einmal mehr zeigen Wim Plug, Oscar de Jong und Mark Kneppers, dass moderne elektronische Musik im Spannungsfeld zwischen Electro, Breaks, House und Techno noch immer topaktuell ist. Parallelen zu britischen Acts wie Fatboy Slim sind sicherlich nicht ganz zufällig. Kraak & Smaak huldigen mit ihrem zweiten Longplayer "Plastic People" der Zeit der großen Raves in den 90er Jahren, als die Freude an der Party eine stilistische Offenheit zuließ, die heute vielfach abhanden gekommen ist.
Der rote Faden des Albums ist eine bei beinahe allen Tracks vorgetragene Liebe für funkig-groovende Basslines. Gleich der Opener "Bobby & Whitney" gerät zu einer eindrücklichen Demonstration des Kraak & Smaak-Markenzeichens. Dem druckvollen Bass zur Seite gestellt werden zarte Soul-Vocals. Ein Rezept, das auch im weiteren Verlauf immer wieder zur Anwendung kommt. Power bei den Tieftönen, poppige Melodien in den Mitten und Höhen.
Vor allem das erste Drittel von "Plastic People" wird diese Formel ein Reinkultur vorexerziert. Der "O Brother Where Art Thou"-Titelsong "A Man Of Constant Sorrow" markiert einen ersten Bruch. Danach atmen die Tracks der Holländer verstärkt House und Techno. Das tut dem Album gut. Vor allen Dingen weil sich Kraak & Smaak zu allervorderst von der Melancholie, die vielen Detroit-Produktionen inne wohnt, anregen lassen.
"Cornered" und "Thinking Back" gehören mit ihrer gelungenen Mischung aus Zeitgeist und Geschichtsbewusstsein zu den stärksten Stücken auf "Plastic People". Mit einem derartigen Album im Gepäck wird der Festivalsommer für Kraak & Smaak mit reichlich Bookings angefüllt sein. Für die Auftritte haben sich die drei Köpfe des Projekts mit zusätzlichen Musikern verstärkt, um den Live-Charakter ihres Sounds noch deutlicher herauszuarbeiten.
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