laut.de-Kritik
Windet sich wie eine Giftschlange in der afrikanischen Steppe.
Review von Christoph DornerAls die Düsseldorf-Berliner Band Kreidler vor zwei Jahren ihr ausgezeichnetes Album "Mosaik 2014" veröffentlichte, war das Comeback von Krautrock längst im Gange. Der bahnbrechende Sound von Kraftwerk bis Neu! lebte durch Re-Issues der Alben und frische Konzerteindrücke gerade wieder auf. Bands und Techno-Produzenten bekannten, dass die halluzinogenen Instrumentalschleifen und die streng rhythmischen Synthesizer zu neuer Kreativität angeregt hätten.
Andreas Reihse und Thomas Klein von Kreidler hatten in 90er Jahren noch mit dem legendären Krautrock-Drummer Klaus Dinger gearbeitet, seither wissen sie: Das Schlagzeug, es muss gut klingen. Kraftvoll, klar und präzise wie ein Uhrwerk. Und es klingt auch gut auf Kreidlers achtem Album "Tank", wofür man die Hamburg-Kreuzberger Produzenten-Connection Levin-Bieger gar nicht genug loben kann.
Im Opener "New Earth" schiebt sich das Schlagzeug langsam nach vorne und hält mit seinem zischenden Anschlag einen Track zusammen, der sich mit Bass, Goblin'schen Horror-Keyboards, perkussivem Klappern und rauschendem Synthesizer bedrohlich aufrichtet und windet wie eine Giftschlange in der afrikanischen Steppe.
In nur fünf Tagen sind die sechs analog-digitalen Tracks von "Tank" entstanden. Sie offenbaren eindrucksvoll, wie effizient Kreidler eine ryhtmusbasierte Jamsession zu spannend texturierten, hypnotischen Kompositionen verdichten können, die genauso auf spontane Krautrock-Eingebungen verweisen wie auf eine reflexive Beschäftigung mit Techno, Space-Funk und Ethno-Grooves.
Besonders das hochnervöse "Jaguar" und das gen Club galoppierende "Kremlin Rules" entfalten mit ihrem Soundwald und den flächigen Synthiebögen eine retrofuturistische Sogwirkung, die dieser Tage ihresgleichen sucht. Kreidler klingen auf Tank weder nach völlig verkopfter Avantgarde noch nach den eingefahrenen Klaviaturen der Rockmusik. Wer weiß, vielleicht ist das der Sound der Zukunft.
1 Kommentar
Nach dem ersten durchgang: schönes Album