laut.de-Kritik
Drei Jahrzehnte Rock- und Metal-Geschichte unter einem Dach.
Review von Kai Butterweck"Wir machen, was noch niemand zuvor gemacht hat", erklärt Kyng-Drummer Pepe Clarke mit stolzgeschwellter Brust. So ganz stimmt das natürlich nicht. Der Mixtur aus 70er-Hardrock, Achtziger-Metal und treibendem Alternative-Rock der Neunziger gebührt sicherlich kein Innovations-Award. Was die Jungs aus Südkalifornien allerdings definitiv zu einem kollektiven Unikat macht, ist die Art und Weise, wie die Band ihren Dekaden umfassenden Sound-Eintopf zubereitet. Im Gegensatz zu vielen anderen ähnlich klingenden Combos, verbinden Kyng nämlich problemlos die erwähnten Genre-Vibes so miteinander, dass am Ende ein in sich stimmiges und fließendes Ganzes entsteht.
Bereits mit dem eröffnenden Titeltrack spielt das Trio alle Trümpfe aus. Mit düsteren Iommi-Riffs, treibende Kesselrhythmen und einem Organ an vorderster Front, das trotz überraschender Höhengänge reichlich Druck aufbaut, machen die Amis hinter jedem oben erwähnten Jahrzehnt ein dickes Häkchen.
Auch Songs wie "Electric Halo", "The Ode" oder das krachende "Sunday Smile" stehen der Energie und dem Druck der Anfangsminuten in nichts nach. Ohne viel Firlefanz rocken sich die Verantwortlichen durch die drei prägendsten Jahrzehnte der Starkstrom-Geschichte. Dabei machen sie sich nicht nur Freunde in betagteren Kreisen sondern ernten auch Applaus bei jüngeren Hartholz-Fetischisten.
Das homogene Aneinanderreihen von Black Sabbath-, Deep Purple-, QOTSA-, Volbeat- und Clutch-Anleihen funktioniert auch unter dem Progressiv-Banner bestens, wie die Band mit dem vertrackten "Sewn Shut" eindrucksvoll unter Beweis stellt.
Nach einem fulminanten knapp 45-minütigen Dauer-Power-Ritt gibts am Ende in Form des akustischen Lagerfeuer-Rausschmeißers "Paper Heart Rose" auch noch gediegene Chill-Kost als Nachtisch serviert, um das wallende Blut wieder auf Körpertemperatur zurückzufahren. Sehr schön.
Kyng perfektionieren mit ihrem Zweitwerk den bereits beeindruckenden Sound ihres Debütalbums, ohne dabei die eigenen Trademarks aus den Augen zu verlieren. Hier passt vom berstenden Einstieg bis zum tiefenentspannten Finale einfach alles zusammen. Was will man mehr?
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