laut.de-Kritik
Schwarzkittel-Hausmannskost zum Abgewöhnen.
Review von Toni Hennig"In Tiefem Fall", L'Âme Immortelles 2022er-Album, handelte von zerstörten Träumen. Mit "Ungelebte Leben" knüpfen die Österreicher nun nahtlos an das Thema an und beschäftigen sich mit gescheiterten Lebensentwürfen. Das Album soll laut der Band den Moment kurz vor dem Tod einfangen, wenn man das Erlebte im Leben noch einmal Revue passieren lässt.
"Was wäre, wenn?" lautet die Ausgangsfrage im gleichnamigen Opener zu getragenen Elektrotönen. Danach durchlebt man von Bedauern ("Regret") bis hin zu Selbstzweifeln ("Nie Genug") verschiedene negative Gefühlszustände. Leider verkaufen L'Âme Immortelle Kalenderblattweisheiten als den Gipfel der Erkenntnis. So heißt es im Titelstück, dass man das Leben "in vollen Zügen" leben sollte, da man ohnehin nur dieses eine Leben besitze.
Auch musikalisch hat sich nichts Spektakuläres getan. Letztlich bekommt man es mit der für L'Âme Immortelle typischen Mischung aus balladesken Momenten und geradlinigen Dancefloortracks mit ein bis zwei Ausreißern in etwas szeneuntypische Gefilde zu tun. Das klingt erstaunlich seicht und handzahm, wie schon "War Of Silence" verdeutlicht, dem nach einem netten futurepoppigen Beginn schnell die Puste ausgeht. "Regret" bildet anschließend eine synthpoppige Nummer, in der Sonja Kraushofer auch nicht gerade als anmutige Chanteuse in Erscheinung tritt, bewegt sich ihr Vortrag doch stark auf Castingshow-Niveau.
Dass es noch schlimmer geht, zeigt das Titelstück, eines dieser unsäglichen Duette der Band, dem Thomas Rainer mit seinen auf pseudoevil getrimmten Gesangseinschüben noch den Boden ausschlägt. Zumindest zeigt er sich im streichergetränkten "Push" stimmlich von einer etwas melodischeren Seite. Dafür ersäuft Sonja Kraushofer den Song mit ihrer affektierten Gesangsdarbietung im Pathos. Auch in den folgenden Nummern macht es das Duo nicht unbedingt besser. Erst gegen Ende kristallisieren sich ein paar gelungene Momente heraus.
"Own Ways" sticht mit eleganten Streichern, nächtlich gedämpften Sounds und souligen Vocals Kraushofers besonders heraus und zeigt, in welche Richtung es für die Band gehen könnte, wenn sie sich mehr trauen würde, ausgetretene Genre-Pfade zu verlassen. "Widerhall" stellt aufgrund der sich langsam aufbauenden Spannungskurve musikalisch einen gelungenen Abschluss dar. Inhaltlich erweist sich der Track trotz unzähliger Metaphern als erstaunlich nichtssagend.
In der Gothic- und Darkwaveszene gibt es eine Vielzahl großartiger Acts, die in der allgemeinen Wahrnehmung jedoch zu sehr untergehen. L'Âme Immortelle liefern dagegen seit mehr als zwei Jahrzehnten verlässlich Schwarzkittel-Hausmannskost zum Abgewöhnen, woran sich auch mit "Ungelebte Leben" nichts ändert.
4 Kommentare mit 2 Antworten
Die werden tatsächlich immer belangloser und repetitiver. Eigentlich hat man schon seit 10 Jahren das Gefühl, dass beide kein Interesse mehr an dem Projekt haben. Rainer hat sein Bollertechno-Projekt für Uniformfetischisten, Kraushofer singt und schauspielert woanders deutlich besser. Aber solange es Abnehmer findet...
Sehe ich genauso, ich hatte das Gefühl das nach "Als die Liebe starb" allerspätestens nach "Namenlos" alles gesagt war. Alles danach war nur noch um den Cashflow nicht abreißen zu lassen.
Ich liebe "laut.de": Wenn ich was zu lachen und absolut nicht ernstzunehmende Rezessionen brauche, die völliger Dunnschiss und fernab jeglicher Pressearbeit sind, ziehe ich mir das total gerne rein.
Die Blutengel-Bewertungen sind aber noch lustiger, die schießen völlig den Vogel ab und sind perfekt für spaßige Abende.
Ernstnehmen könnte, kann und werde ich die Seite nie.
"Im tiefen Fall" war schon ein Kunstwerk, dass das aber doch zu toppen ist, hatte ich nicht für möglich gehalten und würde mehr als positiv überrascht.
Seht, es ist InsaneAimo13! Gleich neben ReasonableAimo14!
Absolut furchtbare Band.... schon immer gewesen.
wenn ich lesen und schreiben könnte, würde ich wohl sanguinvore von creeper rezensieren. locker 5/5 album
aber dafür halt dann diesen seich hier nicht