laut.de-Kritik

Billo-Bratz mit Neon-Raps und lahmen Platzhalter-Hooks.

Review von

Wenn es etwas anspruchsvoller werden darf als bei den Black Eyed Peas, die juvenile Überschwänglichkeit von Kesha dafür etwas zurücktreten soll, so landet der geneigte Radio-Hipster irgendwann bei den Party-Pop-Parolen von LMFAO. Die haben es sich nämlich seit fünf Jahren ebenfalls zur Aufgabe gemacht, ihre feuchtfröhlichen Tagebücher in Silber zu gravieren. Wie (un)wichtig das ist, kann jeder selbst entscheiden. Zumindest entschuldigt der Albumtitel die lyrische Champagnerdusche bereits im Vorfeld.

Führte ihr Debüt 2009 noch zu einer Grammy-Nominierung, beachtlichen Billboard-Zahlen und einem zwar kommerziellen, allerdings nicht unbedingt weit vom Puls des aktuellen Musikgeschehens entfernt pochenden Sound, verzockte das Duo in den folgenden Jahren seine erworbene Wildcard eher arglos.

Geblieben sind pseudo-avantgardistische Genreklassifikationen zwischen Electro Hop, 80s Synthpop und Dance, nicht zu vergessen derselbe Produzent: Will.I.Am. Gewichen ist gewisser Partyhütchen-Charme, den zumindest Tracks wie "Lil' Hipster Girl" ausmachten. Gekommen sind dafür noch billigere Textkonstrukte, die sich zwischen künstliche Geschmacksverstärker bereits ausgelutschter Clubszenen zwängen.

Während der Opener "Rock The Beat II" etwas Dubstep-halsig vor sich hin röhrt, versucht "Sorry For Party Rocking" die Übersteuerung im inkosequenten Boys Noize-Aufwasch, während "Party Rock Anthem" als Guetta/Deadmau5/Harris-Hybrid die Synthesizer zum Kräftemessen gegenüberstellt. Alles irgendwo zwischen Billo-Bratz, nichtssagenden Neon-Raps und lahmen Platzhalter-Hooks, die dem Jungvolk willkürliche Feierlegimationen ausrufen ("Party rock is in the house tonight, everybody just have a good time").

Hiermit wäre die inhaltliche Bandbreite des Albums bereits ausgeschöpft. Einzig der auf Autopilot-Modus Gähn Pop programmierte Rahmen variiert gelegentlich. Zwar verbuchen "Sexy And I Know It" oder "Hot Dog" gar keinen so schlechten Beat für sich, zum Ausgleich piepsen wiederum "Put That A$$ To Work" und "Take It To The Hole" überflüssig vor sich hin. Die restliche Sammlung fragwürdigen Geschmacks wie z.B. "Champagne Showers", "We Came To Party", "Best Night" oder "All Night Long", unterscheidet sich letzten Endes maßgeblich in ihrem Titel.

Gerade weil Redfoo und SkyBlu beim Anrichten ihrer Partybowle auf bewährte Mischungen vertrauen, haftet ihnen das Problem des eigenen Status so massiv an. Wer sich als Hipp-Rap-Electro-Hop-Truppe definiert, sollte zumindest eine der gern zitierten Eigenschaften vorweisen können. Wenn möglich auch außerhalb der Pressemitteilung. Wäre das alles nicht so möchtegern-cool, mega-advanced und als the-next-level-shit deklariert, kein Problem.

Ohne irgendwelche Eigenleistung bleibt leider nicht mehr übrig als das Abziehbild bewährter Musikgenres, die allein im Ansehen diverser A&R-Kreisen ihr Verfallsdatum noch nicht überschritten zu haben scheinen. "Sorry for Party Rocking" macht sicherlich einigen Teenies Spaß und haut in gemieteten Tennisheimen definitiv auf den Putz. Trotzdem bleiben LMFAO nicht mehr als ein Black Eyed Peas-Abkömmling, das bei jugendlichen Unentschlossenen punktet. Und das ist irgendwie so überflüssig wie die Entschuldigung des selbstpropagierten Partywütens.

Trackliste

  1. 1. Rock The Beat II
  2. 2. Sorry For Party Rocking
  3. 3. Party Rock Anthem ft. Lauren Bennett & Goonrock
  4. 4. Sexy And You Know It
  5. 5. Champagne Showers ft. Natalia Kills
  6. 6. One Day
  7. 7. Put That A$$ To Work
  8. 8. Take It To The Hole ft. Busta Rhymes
  9. 9. We Came Here To Party ft. Goonrock
  10. 10. Reminds Me Of You with Calvin Harris
  11. 11. Best Night ft. Will.I.Am, Goonrock & Eva Simons
  12. 12. All Night Long ft. Lisa
  13. 13. With You
  14. 14. Hot Dog
  15. 15. I'm In Miami Bitch (Bonus Track)
  16. 16. Shots ft. Lil Jon (Bonus Track)

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