laut.de-Kritik

Nah dran an Against Me! wie nie.

Review von

Näher konnte sie ihrer großartigen Ex- oder (offiziell) Nochband solo nicht kommen, behauptet jemand, der ausgewiesener Against Me!-Fan ist. "Adventure Club" war beim ersten Anhören sogar besser als deren bis dato letzter Longplayer "Shape Shift With Me".

Der war mit "Transgender Dysphoria Blues" 2014" nach Laura Jane Graces trans-Outing allerdings auch eine Explosion von Platte vorausgegangen. Zudem releaste LJG seit 2018 drei Soloalben, die hauptsächlich unter Country einzuordnen sind.

Erste Anzeichen einer Rückbesinnung auf die alte Rotzqualität waren 2024 auf "Hole In My Head" gleichwohl schon wieder zu hören: eine höhere Schlagzahl beim Titeltrack sowie dreckigere Gitarren auf "Birds Talk Too". Aber dann wieder diese cleanen Stimmen und mithin alles einen Tick zu sauber.

Und jetzt das: Knapp 29 Minuten, die wesentlich näher dran an Subversivität sind als alles, was in den vergangen elf Jahren passiert ist. "WWIII Revisited" startet mit ordentlich hoher Schlagzahl, die Gitarren sollen im Laufe des Albums noch verzerrter werden. Es sind aber vor allem die Backing Vocals, die die Sache so schön dreckig machen. Spätestens, wenn man das Video zum zweiten Track "Wearing Black" gesehen hat, weiß man auch, dass die Stimme Lara Janes Ehefrau Paris Campbell Grace gehört.

Pikanterweise machte LJG pünktlich zum Albumrelease die Toxizität ihrer Beziehung öffentlich, ohne sich dabei selbst von Schuld zu befreien. Was natürlich entsprechende mediale, Boulevard-Replik nach sich zog. Dennoch ist nicht von der Hand zu weisen, dass diese wundervolle Platte in eben dieser schicksalshaften Liaison fußt.

Genau das "Active Trauma" macht die Platte so wahnsinnig gut. "There is no asylum / There is no sanctuary", singen Laura und Paris. Man denkt an Ursuppenpunk wie von den Ramones und Social Distortion. Oder an Weezer ("New Years Day") und QOTSA trifft Cowpunk ("Fuck You Harry Potter"). Paris klingt in bester Kate Pierson-Manier rotzig-trotzig. LJG als Gegenpol dazu sonor und leicht leidend. Dann plötzlich blitzt sie in "Poison In Me" wieder durch, die raue, dunkle Stimme Tom Gabels, die Against Me! über zehn Jahre lang geprägt hat.

Und spätestens jetzt kitzeln die Songs von "Adventure Club" wohlige Schauer der Erinnerung hervor an eine Band aus Gainesville, die einen ganz speziellen Sound entwarf. Der Fan möchte LJG zurufen, diesen Pfad bitte weiterzuverfolgen: 'Ruf James (Bowman), Andrew (Seward) und Atom (Willard) an, oder nur James oder wie auch immer, aber geht verdammt noch mal ins Studio und macht genau hier weiter!'

Trackliste

  1. 1. WWIII Revisited
  2. 2. Wearing Black
  3. 3. I Love To Get High
  4. 4. Active Trauma
  5. 5. New Years Day
  6. 6. Mine Me Mine
  7. 7. Your God (God's Dick)
  8. 8. Fuck You Harry Potter
  9. 9. Poison In Me
  10. 10. Espresso Freddie
  11. 11. Free Cigarettes
  12. 12. Walls

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