laut.de-Kritik
Beats im Einklang mit der Natur.
Review von Josephine Maria BayerDie zarten Klänge der Natur werden im lauten Chaos des Alltags schnell überhört. Laura Misch hat es sich zum Auftrag gemacht, die ruhigen Klänge ins kollektive Bewusstsein zurück zu rufen. Die Umwelt liegt ihr am Herzen. Am liebsten verbringt die Musikerin ihre Zeit im Grünen: Sei es zum Nachdenken oder zum Musikmachen. Vor allem aber liebt sie das Zuhören und Staunen. Mit einem mobilen Aufnahmegerät bewaffnet, zieht Laura regelmäßig durch die Wälder Londons, horcht auf den Wind, die Vögel und das Rascheln der Blätter. Die Klänge verarbeitet Laura zu Loops, die sie mit Synth, soften Beats, Saxofon-Klängen und ihrem warmen Gesang vermischt. Dabei entsteht eine innovative Mischung, die sich sowohl als Electronica als auch als Jazz bezeichnen lässt.
Bis vor kurzem hat Misch sämtliche Tracks selbst aufgenommen, produziert und abgemischt. Die gesamte Musikproduktion entstand am Laptop in ihrem Schlafzimmer. Doch für ihr Debütalbum "Sample The Sky" wagte sich Laura zum ersten Mal in ein richtiges Tonstudio und überließ die Produktion ihrem Kollegen William Arcane. Außerdem holte sie sich die Harfistin Marysia Osu und den Gitarristen Tomáš Kašpar ins Team. Auch ihr Bruder Tom hat einen kleinen Gastauftritt: Im Song "City Lungs" spielt er Gitarre.
Das meditative Album beginnt mit "Hide To Seek" und dem Rauschen der Blätter. Softe Synths und Lauras Saxofon legen sich über die ruhigen Beats, während Misch von einem "summer of surrender" singt. "Die Idee hinter dem Song ist, dass man sich expansiver fühlt und eine größere Vision hat als das, was man unmittelbar vor sich sieht.", verrät Laura im Gespräch mit laut.de. Der Song endet mit Vogelgezwitscher. Der Sommer ist also nicht nur in den Zeilen, sondern auch im unterliegenden Klangteppich vernehmbar.
Die Natur schimmert auch an anderen Stellen durch: "Listen to the sky", singt Laura im gleichnamigen Track. Der Aufforderung folgt das Rauschen des Windes und das brummende Geräusch von Flugzeugpropellern. In "Widening Circles" singt Laura von Wasserrippeln, während Harfenklänge das Bild musikalisch unterstreichen. Auch in "Wild Swim" geht es um Wasser und darum, wie es sich anfühlt, in kalte Fluten zu springen, sich für einen kurzen Moment vollkommen eins mit dem Universum zu fühlen und danach in der Sonne zu trocknen.
Laura setzt die instrumentalen Loops gezielt ein. Mal nimmt das Klavier eine zentrale Rolle ein ("Light Years"), ein anderes Mal die Harfe ("Widening Circles") und auch die Gitarre tritt in "City Lungs" in den Vordergrund. Immer mit dabei: Lauras Saxofon, das an einigen Stellen zweistimmig ertönt. Auch ihre Stimme sampelt Laura und kreiert damit hypnotisierende Effekte.
Das instrumentale "Sax Rise" lässt Vogelgezwitscher, Glockenläuten, Saxofon und Synth zu einer entrückten Einheit verschmelzen. Das sphärische Klanggemisch schwillt allmählich an, dann sanft wieder ab. Am Schluss ist nur noch das Saxofon und der Gesang der Vögel zu hören.
Den Song "Portals" schrieb Misch über den Tod ihres Großvaters. Ihre Mutter, Großmutter und sie selbst hatten an seinem Sterbebett gestanden und ihn in seinen letzten Stunden begleitet. Den Moment seines Ablebens beschreibt Laura als spirituelle Erfahrung: "Passing As You Came Through. Portals open as you slowly drift through. Surrounded by our love." Das darauffolgende "Outer Edges" beginnt mit dem gleichen Loop, der "Portals" ausläutet. Hier werden die Synths jedoch von der Harfe ersetzt. "Slowly drift through", singt Laura wieder und summt nachdenklich.
Mit "Sample The Sky" demonstriert Laura, dass elektronische Musik und die leiseren Klänge der Umwelt miteinander vereinbar sind. Sei es der Wind, das Plätschern des Wasser oder der Gesang der Vögel - die Welt ist voller eigener Melodien, die sich bestens zum Samplen eignen. Mit ihrem Debütalbum drückt Laura ihren Glauben an die Verbundenheit aller Dinge aus, gleichzeitig appelliert sie für den Schutz und eine neue Wertschätzung der Natur.
1 Kommentar mit 9 Antworten
Holt misch leider nicht ab. Sind gute Zutaten da, aber irgendwie findet's für misch nischt so rescht zusammen.
mampf!
Dabei wurden jene Zutaten doch gut vermischt??
Liegt wahrscheinlich an der Klangfarbe, oder? Mir zumindest klingt das zu steril und radiodeutsch.
radiodeutsch?
Klanglich. Zu gefällig und klar irgendwie.
Klanglich finde ich's in Ordnung. Folgt halt klar der neo-souligen Ästhetik, die in GB wohl immer noch angesagt ist. Trotzdem halt irgendwie ein musikalisches Schulterzucken. Gute Zutaten en masse, aber offenbar kein wirklicher Wille, daraus was wirklich Fesselndes zu basteln.
Dasselbe gilt m.E. auch für die Musik, die ihr Bruder macht. Vielleicht isses ein Familiending.
Dieser Kommentar wurde vor einem Jahr durch den Autor entfernt.
Manche Menschen haben oder hatten offensichtlich einfach zu wenig wahres™ Drama im Leben um daraus eine mitreißende Karriere als Kunstschaffende zu formen.