laut.de-Kritik
Eine Opfergabe für den Teufel.
Review von Paula FetzerHuch, ist das wirklich die neue Legion Of The Damned-Platte, die ich da höre? Die Frage stellt sich mindestens bis zu Sekunde 38 von "The Poison Chalice". Unerwartet melodiös starten die Niederländer in ihr achtes Solowerk: Eine E-Gitarre stemmt das Intro, eine weitere bringt im Hintergrund Tiefe in den Sound. Dann legen sie aber in gewohnter Manier mit Death-/Thrash-Untermalung nach, die trotzdem gemäßigter als üblich ausfällt. Schön, dass die Melodie nicht verloren geht, um die kümmert sich weiterhin eine der Gitarren. Auch das groovige Riff holt den Hörer ab, ebenso wie die kurze Zwischenpassage, die an Meshuggahs "Bleed" erinnert. Obendrauf noch ein rasantes Solo und eine Rückkehr zum Anfangstempo - fertig ist "Saints In Torment", das diverser wohl kaum sein könnte. Schon hier merkt man außerdem, dass die Produktion eindeutig cleaner ist als noch auf dem letzten Longplayer "Slaves Of The Shadow Realm".
Weniger behütet als in den Opener leiten sie in "Contamination" ein. "I will enjoy killing one person every day", verkündet eine Stimme aus dem Off ihre unheilvolle Botschaft. Wie der Titel in gleicher Weise nahelegt, sieht die Band eine düstere Zukunft. "Man kann durchaus davon ausgehen, dass weitere und vielleicht noch grausamere Seuchen kommen und Schaden unter der Menschheit anrichten werden. Man denke nur an das Massensterben während der Zeit der Pest", so Legion Of The Damned über den Song, den sie mit Karacho angehen. Hoffen wir, dass sie mit dieser Aussage nicht Recht behalten.
Nicht nur auf "Contamination", sondern über das ganze Album hinweg nehmen sie sich mehr Zeit als sonst für die obligatorischen Soli. So betont melodisch wie zu Beginn wird es aber nicht mehr. Generell ist die Abkehr von ihrer häufig kritisierten Gewohnheit, wenig Variation zu wagen, herrlich erfrischend. Auch mit "Progressive Destructor" tun sie sich einen Gefallen. In das Thrash-Getöse der letzten beiden Drittel streuen sie genug andere Rhythmen ein, um Einförmigkeit zu verhindern.
Während Fronter Maurice Swinkels sich in den Texten von "Behold The Beyond" der Beschwörung der dunklen Mächte hingibt, hält Erik Fleuren mit seinem Drumming die Energie hoch und befeuert das Lied. In dessen Outro bleibt lediglich Grillenzirpen, gefolgt von Krähengekreische und einer düster ertönenden Orgel. Legion Of The Damned haben das Tor zur Unterwelt mit aller Kraft eingetreten.
Wieder ein anderes Ende der Welt-Szenario beherbergt "Retaliation". Nicht mehr eine Pandemie oder die Öffnung des Höllentores, sondern ein Krieg bringt Unheil über die Welt. Musikalisch fallen sie jedoch in alte Muster zurück: Bis zur Hälfte zeigt sich der Song wenig einfallsreich. Dahingegen bringen die Instrumentalteile in "Beheading Of The Godhead" wieder Würze in die Sache.
Nachdem das Quintett auf "Beheading Of The Godhead" mit einem Leichenwagen herumrast ("I ride this blackening hearse / Onwards, with sulphurous speed"), parkt es ihn auf dem Titeltrack und dringt zu Fuß weiter in die Hölle ein. "Lucifer", krächzt eine Stimme im Hintergrund und setzt dem eingangs bedächtigen Tempo ein Ende. Zum Abschied gibt es also noch mal ordentlich eins drauf. "We embrace the lord of fire, Lucifer" als Schlusszeile bringt die Kernaussage des Stücks auf den Punkt. "The Poison Chalice" - sowohl Song als auch Album - ist eine Opfergabe für den Teufel, an der nicht nur er seinen Spaß hat.
2 Kommentare
LOTD bleiben sick
Hihihi... Kadaver und Blut und so... uWu