laut.de-Kritik
Wenn Langeweile eine Spitze hat, ist das der Eisberg.
Review von Matthias MantheOhne Doppelleben geht für den gemeinen Popact heute ja gar nichts mehr. Mindestens zwei Referenzsysteme muss der heute schon pflegen, will er 1. halbwegs von seiner Musik leben und 2. nebenher auch noch irgendwie Indie-Kredibilität wahren.
Lily Allen, Feist und Regina Spektor haben zuletzt vorgemacht, wie man Charthit und gehauchten Alternativcharme konsequent zusammendenkt. Lenka Kripac aus Australien zieht jetzt nach.
Auch Lenka greift immer schön hübsch in die private Referenzkiste und pult da Björk, Elliott Smith und Nick Drake als Idole hervor; andererseits tritt sie demnächst beim SWR3 Pop-Festival auf, also im musikalischen Umfeld von Xavier Naidoo und Queensberry.
Auf der einen Seite covert die Anfangdreißigjährige Friendly Fires auf BBC Radio, auf der anderen verkauft sie den Schema X-Singalong von "The Show" an amerikanische Bekleidungsketten und TV-Serien. Und so weiter und so fort.
Derart sterbensöde, belanglose 08/15-Zuckerpop-Blaupausen für kleine, niedliche, harmlose, unsichere, manchmal ganz verschüchterte, dann wieder Blümchenwiesen-euphorische, nicht erwachsen werden wollende, ihr Schicksal in die Hände von Beziehungsglück und männlichem Widerpart legende Lolli-Mädchen muss man aber trotzdem nicht produzieren. Das hat ungefähr so viel Schmiss wie Emilias 1998er-Hit "Big Big World".
Dass sich manch überregionaler Schreiberkollege (wegen der Verwendung von total abgefahrenen Bläsern und Streichern in vielen Songs?) tatsächlich zur Vergabe eines Indiepop-Tags hinreißen lässt, verdient eigentlich nur konsterniertes Kopfschütteln. Von lyrischen Kostproben sieht diese Rezension jedenfalls mit guten Gründen ab.
Wer meint, dass er "Lenka" gehört haben muss, bezeichnet vermutlich auch Til Schweiger als tollsten deutschen Schauspieler und die Neon als politisches Monatsmagazin. Das hier besitzt leider nicht mal Trash-Chic.
20 Kommentare
Die Single ist schon äußerst langweilig, aber auf Albumlänge muss das absolut einschläfernd sein. Was soll überhaupt dieses blöde Gehauchgesinge, das man zur Zeit an allen Ecken und Enden zu hören bekommt?
Frage mich, was für ein fangirl/boy für die momentane 5-Punkte-Userwertung verantwortlich ist.
Tja, von mir 'ne 2/5! The Show ist ganz nett, obwohl er totgespielt wird und ein bisschen belanglos ist. Trouble is a Friend ist dann aber ein ganz guter Song. Das war's dann auch, leider. Der Vergleich geht automatisch zu Sara Bareilles rüber, die mit Love Song einen ähnlichen Lauf nahm und auf laut.de die gleiche Rezi bekamm wie Lenka. Wobei mir Saras Album eindeutig mehr gefällt!
Ääm wo genau ist die Kritik zum Album? Dieses Geblubber gehört bestenfalls unter News+Stories.
@blindluck (« Trouble is a Friend ist dann aber ein ganz guter Song. Das war's dann auch, leider. »):
Man sollt es mit dem "Boah ist das schlecht" hier nicht zu sehr übertreiben, finde ich.
Mir gefällt das Album.
Es ist natürlich nichts was man als Weltklasse bezeichnen kann. Aber ich glaube das ist auch nicht der Gedanke hinter diesem Album gewesen.
Es ist einfach als Gute-Laune-Pop-Album gemeint gewesen (ob das ganze Album in diese Musikrichtung geht lasse ich mal offen...), und ich denke, diese Bedingung erfüllt Lenka mit Bravour.
Denn was ist besser zum Nebenbei-Hören und Davon-Gute-Laune-Kriegen als Musik, auf die man sich nicht zu sehr konzentrieren muss um sie zu verstehen und die einfach mal so gar nicht anspruchsvoll ist?
3/5.
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