laut.de-Kritik
Kraftvoll und energiegeladen schiebt sich die Stimme in den Vordergrund.
Review von Kai ButterweckLeona Lewis hat in den vergangenen Jahren viel gelernt. So sagt sie beispielsweise, dass sie sich negative Kritik nicht mehr so zu Herzen nehme. Wer sie oder ihre Musik nicht mag, der könne das auch ruhig öffentlich kundtun. Sie habe damit kein Problem mehr. Was zu Beginn ihrer Karriere noch für Tränenfluten sorgte, lässt die britische Sängerin mit der Castingshow-Vergangenheit mittlerweile völlig kalt.
Nun gut, derartige Statements sind im Business keine Seltenheit. Meist geht es dann darum, einer bevorstehenden Veröffentlichung den passenden selbstbewussten Rahmen zur Seite zu legen. Auch im Fall von Leona Lewis deutet viel darauf hin; denn kaum sind die Worte zu Protokoll gebracht, liegt auch schon ein neues Album der Britin auf dem Tisch.
Schon mit dem Eröffnungsduo "Thunder" und "Fire Under My Feet" schüttelt die Sängerin zwei Songs aus dem Ärmel, die Kritikern der letzten Lewis-Werke schallende Ohrfeigen verpassen. Kraftvoll und energiegeladen schiebt sich das hohe Timbre der Bardin in den Vordergrund, während weiter hinten in Moll getränkte Pianorhythmen und urbane Percussion-Beats jedweden Anflug von Pop-meets-R'n'B-Langeweile bereits im Keim ersticken.
Weitere Oha-Momente folgen. Da wären beispielsweise der unterschwellig in Richtung "Streets Of Philadelphia" schielende Titeltrack, der mit Gospel-Vibes aufgepeppte Ohrwurm "I Got You" oder der an Florence And The Machine erinnernde Albumeckpfeiler "The Essence Of Me"; allesamt Songs, die vor allem aufgrund einer lange nicht mehr gehörten Energie zum Applaudieren animieren.
Sicher, es gibt auch einiges an Fallobst zu beklagen. Die beiden plumpen Pop-Filler "Ladders" und "Another Love Song" hätte man sich sicherlich ebenso sparen können wie die schmachtenden Reißbrettballaden "You Know Me When" und "Thank You". Aber letztlich überwiegt durchaus beeindruckende Qualität, die mit dem tiefgreifenden Dynamikdrama "Thick Skin" ihren Höhepunkt erreicht. Hier hält endlich mal jemand Wort – zumindest weitgehend. Hut ab.
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