laut.de-Kritik
Bei aller Wandlung hochklassig geblieben.
Review von Florian SchadeVor genau acht Jahren beschloss Frontmann und Aushängeschild Keith Caputo, Life Of Agony zu verlassen, um eine Solokarriere zu starten. Nachdem sich schon 2003 mit zwei Reunion-Konzerten ein Comeback der Metal-/Grunge-/Emo-Götter angekündigt hatte, ist es nun soweit. Der Nachfolger zu "Soul Searching Sun" ist endlich da.
"Willing To Start Again, Willing To Give Another Try" - die ersten Worte, die auf "Broken Valley" fallen, könnte man auch als Stoßseufzer aufgrund der jüngsten Bandgeschichte verstehen. Sie sind aber Auftakt zu einem furiosen, melodisch wie musikalisch gelungenen Opener. LOA servieren genau das, was man bestenfalls von einer "Comeback-Platte" erwarten kann: Zweifelsfrei neues Material, zeitgemäß umgesetzt, ohne auch nur ansatzweise die Herkunft zu verleugnen.
Klar gibt es neue Elemente zu entdecken. Keith Caputos Stimme ist wandlungsfähiger geworden. Da röhrt auf einmal ein druckvoller Bariton die Strophe (Don't Bother) oder erklimmt nur ein paar Lieder später Höhenlagen, die sonst nur Robert Plant verletzungsfrei erreicht ("Junk Sick"). In der Ballade "No One Survives" meint man sogar, einen Caputo zu entdecken, der so verletzlich und ernst noch nicht einmal auf seinem Solo-Debüt zu hören war. Joey Z's Gitarrenarbeit ist grundsolide wie eh und je, wenn auch die Grundausrichtung weniger nach Metal und mehr nach Grunge klingt.
Sei's drum. Bei aller Wandlung ist die Musik - zum Glück - hochklassig geblieben. "Last Cigarette" ist ein fantastisch treibender Kick-Ass Track und einer meiner Favoriten. "Don't Bother" schickt per Killer-Riff in der Strophe eine herzliche Einladung ins Mosh-Pit. "Justified" ist eine lupenreine Stadionhymne, die ein wenig an "Ugly" erinnert. Überhaupt gibt es einige Stücke, die aus der Hochzeit des Grunge kommen könnten. Speziell "Strung Out" und "Broken Valley" tönen wie weiland Scott Weiland ('tschuldigung).
Fehlen noch die Balladen. Nun ja. Ganz groß und äußerst empfindsam ist die herzergreifende Piano-Ballade "No One Survives". Wer es gefühlvoll mag, darf mit "Junk Sick" ein weiteres Stück Familiengeschichte der Caputos aufarbeiten. Auch "The Day He Died" beschäftigt sich mit Keiths Gefühlen, nachdem sein Vater an einer Überdosis starb.
Balladen hin, Riffs her - "Broken Valley" ist mehr als ein Comeback-Album. Hier gibt es jede Menge frischer Ohrwürmer zu entdecken, und wir sagen artig und zufrieden: Willkommen zurück, LOA!
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