laut.de-Kritik
Saft- und kraftlose Wiederholungsschleifen.
Review von Kai ButterweckLifehouse waren einmal ne ganz große Nummer – auch in meinen vier Wänden. Songs wie "Hanging By A Moment", "Sick Cycle Carousel" und "Take Me Away" wecken bei mir auch heute noch Erinnerungen an unvergessliche Sommerurlaube und lange Autofahrten.
Die Mannen um Sänger Jason Wade hatten's zu Beginn des neuen Jahrtausends aber auch drauf. Irgendwo zwischen den einschläfernden Schattenwelten von Bands wie Nickelback, 3 Doors Down und den Goo Goo Dolls schufen sich die Amis eine Nische, in der sich oberflächlicher Kitsch und tiefgründige Kunst zu einem großen Ganzen vereinten. Diesem konnte man als Freund handgemachter Rock-Klänge nur schwer widerstehen.
Leider hielt die Euphorie nicht lange an. Bereits auf ihrem dritten Album ("Lifehouse") verfingen sich Jason Wade und Co in endlosen Wiederholungsschleifen. So blieb nur noch die markante Stimme des Frontmanns übrig. Aber auch die verlor irgendwann an Wirkung; denn was nützt ein außergewöhnliches Organ, wenn sich hinter ihm nur durchweg Austauschbares stapelt? Lifehouse hatten ihren Reiz verloren. Das Songwriting stagnierte, und auch die einst so gefeierten Melodien blieben aus. Der Drops war gelutscht. Ich war raus aus dem Lifehouse.
Nun klopfen die Amis wieder an meine Tür, mit einem Albumtitel, der nicht besser passen könnte. "Out Of The Wasteland" heißt das neue, mittlerweile siebte Studiowerk der Band aus dem sonnigen Malibu. Da sind sie also wieder, befreit von den schweren 0815-Ketten der Vergangenheit. Ich bin ganz Ohr. Und siehe da: Das eröffnende "Hurricane" hat durchaus einiges zu bieten. Eine ausgewogene Melange aus großen Harmonien und leicht angezerrten Radio-Rock-goes-Alternative-Vibes lässt mich hellhörig werden.
Auch das säuselnde Timbre von Jason Wade präsentiert sich wieder in Hochform. Die Vorfreude auf den Rest des Albums steigt praktisch im Sekundentakt. Das flotte "One For Pain" überzeugt ebenfalls. Doch der Schein trügt. Eine knappe Viertelstunde später sitze ich mit hängenden Schultern vor den Boxen. Hinter mir liegen die Songs "Flight", "Runaways" und "Firing Squad"; ein Trio, das so ziemlich mit allem aufwartet, was die Band in den vergangenen Jahren so belanglos werden ließ. Saft- und kraftlos dreht sich das Trio im Kreis. Mit trostlosem Piano-Geklimper und ausgewrungenem Rock-Pop-Allerlei geht alles den Bach runter.
Und es wird nicht besser. Zwar kommt mit Beginn der Halbballade "Central Park" noch einmal kurz so etwas wie Atmosphäre auf, doch da sind die meisten Erinnerungen an bessere Zeiten schon längst verblasst. So sitze ich nach knapp 90 Minuten vor den heimischen Boxen und frage mich: Brauche ich noch einen dritten Durchlauf? Sekunden später drücke ich auf die Eject-Taste. Der Traum von einer zweiten innigen Liaison zwischen Malibu und Berlin ist ausgeträumt. Hier brennt kein Feuer mehr.
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